Pakistan hat das Gesetz zur christlichen Ehe aktualisiert und das Heiratsalter auf 18 Jahre angehoben. Kirchenführer haben den Schritt begrüßt. Ein christlicher Anwalt warnt dennoch, dass dies nicht alle Zwangsverheiratungen von minderjährigen Mädchen verhindern werde.
Am 9. Juli folgte die pakistanische Nationalversammlung dem Senat und hob das gesetzliche Heiratsalter für Angehörige der christlichen Gemeinschaft des Landes auf 18 Jahre an. Pakistans Präsident Asif Ali Zardari, der die Wahlen im März gewonnen hatte, unterzeichnete das Gesetz am 23. Juli. Laut der Nachrichtenagentur Fides war es ein christlicher Politiker, Kamran Michael, der die Änderung zuerst im Senat vorschlug. Michael argumentierte, dass die Anhebung des Heiratsalters unerlässlich sei, um „Mädchen vor sexuellem Missbrauch und Zwangskonvertierungen zu schützen“, berichtete Fides.
In Pakistan liegt das gesetzliche Mindestheiratsalter im Allgemeinen bei 16 Jahren für Mädchen und 18 Jahren für Jungen. Nur in einer Provinz – Sindh – liegt das gesetzliche Heiratsalter bei 18 Jahren für beide Geschlechter. Das islamische Recht kennt kein Mindestalter für die Eheschließung, aber beide Parteien müssen die Pubertät erreicht haben.
Christliche Führer haben die Anhebung des Heiratsalters begrüßt. „Die Änderung wird dazu beitragen, Zwangsverheiratungen von minderjährigen christlichen Mädchen zu verhindern“, kommentierte Bischof Azad Marshall, Präsident der Anglikanischen Kirche von Pakistan und des Nationalen Kirchenrats von Pakistan. Auch die Katholische Bischofskonferenz Pakistans begrüßte die Änderung als eine „entscheidende Bestimmung“ zum Schutz minderjähriger Mädchen, so Fides.
Große Vorteile
Andere Reaktionen waren zurückhaltender. Lazar Allah Rakha ist ein renommierter christlicher Anwalt mit über 20 Jahren Erfahrung in der Vertretung von Familien christlicher und hinduistischer Mädchen, die Opfer von Konvertierung und Zwangsheirat wurden. Rakha sieht die Änderung differenzierter: „Die jüngste Änderung hat einige Vor- und Nachteile“, so Rakha gegenüber Christian Solidarity International (CSI). „Ein Mädchen, das noch keine 18 Jahre alt ist, kann nun nicht mehr verheiratet werden, was ein positives Zeichen ist.“ Rakha fügte hinzu: „Diese Änderung wird auch dazu beitragen, Zwangsehen zu verhindern, weil solche Ehen nicht mehr bei der National Database Registration Authority (NADRA) [einer Regierungsbehörde] registriert werden können.“ Der Anwalt wies jedoch darauf hin, dass es wichtig sei, die Änderung „in Buchstaben und Geist“ umzusetzen. Nur dann könne sie eine wirkliche Wirkung entfalten. Laut Rakha erlaubt der nicht geänderte Abschnitt 19 des Gesetzes über die christliche Ehe immer noch die Heirat minderjähriger Mädchen, wenn die Zustimmung der Eltern vorliegt. „Die Zahl der christlichen minderjährigen Mädchen, die entführt, zum Islam konvertiert und zwangsverheiratet werden, steigt von Jahr zu Jahr“, so Rakha. Er sagte, dass junge Mädchen, die unter sklavenähnlichen Umständen mit ihren Eltern in Ziegelöfen oder auf den Feldern arbeiten, besonders gefährdet sind, von muslimischen Männern sexuell ausgebeutet, konvertiert und zwangsverheiratet zu werden.
Gefahr von Zwangskonversionen besteht weiter
Trotz der Gesetzesänderung sind minderjährige christliche Mädchen nach wie vor gefährdet, wie viele Kommentatoren in Reaktionen auf der Plattform X hervorhoben. Es gibt kein Gesetz, das verhindert, dass Mädchen unter Zwang zum Islam konvertieren und im Alter von 16 Jahren zwangsverheiratet werden – oder sogar noch jünger, da das islamische Recht kein Mindestalter für die Heirat von Mädchen kennt.
Nach Schätzungen von zivilgesellschaftlichen Gruppen werden jedes Jahr etwa 1.000 Frauen und Mädchen aus den hinduistischen und christlichen Gemeinschaften Pakistans entführt, mit ihren Entführern zwangsverheiratet und zum Islam konvertiert. Mehak Afzal war eine von ihnen. Im Juni 2021 entführte ein muslimischer Mann das damals 12-jährige christliche Mädchen aus Punjab und zwang sie, ihn zu heiraten. Zweieinhalb Jahre nach der Entführung gelang Mehak die Flucht. CSI hat der Familie juristische und finanzielle Hilfe geleistet und unterstützt sie weiterhin, die Annullierung von Mehaks Ehe zu erwirken.
Auch UN schlug bereits Alarm
Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen hatten sich alarmiert über die Zunahme von Entführungen, Zwangsverheiratungen und Konvertierungen von Mädchen aus religiösen Minderheiten in Pakistan gezeigt. Im April forderte ein UN-Team Pakistan auf, gesetzliche Maßnahmen zum Schutz von Frauen und Mädchen aus religiösen Minderheiten zu ergreifen, insbesondere im Hinblick auf Zwangsehe und Zwangskonversion.
„Wir sind zutiefst beunruhigt, wenn wir hören, dass Mädchen im Alter von 13 Jahren aus ihren Familien entführt, an weit von ihrem Zuhause entfernte Orte verschleppt, zur Heirat mit Männern gezwungen werden, die manchmal doppelt so alt sind wie sie selbst, und zum Übertritt zum Islam gezwungen werden, was alles einen Verstoß gegen die internationalen Menschenrechtsbestimmungen darstellt“, so die Experten. „Wir sind sehr besorgt darüber, dass solche Eheschließungen und Konversionen unter Androhung von Gewalt gegen diese Mädchen und Frauen oder ihre Familien stattfinden.“
Die Experten forderten Pakistan außerdem auf, das gesetzliche Heiratsalter für Mädchen auf 18 Jahre anzuheben, um eine abschreckende Wirkung zu erzielen. Die Experten erklärten, dass ein Klima der Straffreiheit für Kinderschänder herrsche. „Die Täter entziehen sich oft der Rechenschaftspflicht und die Polizei tut die Verbrechen unter dem Deckmantel der ‚Liebesheirat‘ ab.“
Bischof Marshall forderte seinerseits rechtliche Konsequenzen für diejenigen, die minderjährige christliche Mädchen in die Ehe zwingen. „Wir hoffen, dass die neue Regierung die notwendigen Gesetze erlassen wird, um die Zwangskonvertierung von Minderheitenmädchen unter Strafe zu stellen“, sagte er in einer Presseerklärung aus der The Nation am 27. Februar zitierte.
CSI hilft den Opfern
Finanzielles Einkommen und Zugang zu Bildung gehören zu den sozialen Faktoren, die das Heiratsalter in Pakistan beeinflussen. In armen Familien werden Töchter eher als Minderjährige verheiratet. Eine weitere zentrale Herausforderung ist das Fehlen einer obligatorischen Geburtenregistrierung. Im Jahr 2018 schätzte das UN-Kinderhilfswerk Unicef die nationale Geburtenregistrierungsrate auf 34 Prozent. Wo Geburtsurkunden fehlen, geben islamische Ehestandesbeamte möglicherweise ein höheres Alter der Braut an. Im Fall von Mehak Afzal stellte ihr Entführer gefälschte Dokumente aus, in denen ihr Alter mit 18 Jahren angegeben war.
Die UN-Experten betonten die Notwendigkeit von Bestimmungen zur Ungültigerklärung oder Auflösung von Zwangsehen und zur Sicherung des Zugangs zur Justiz, des Schutzes und der angemessenen Unterstützung der Opfer.
CSI organisiert Rechtsbeistand für Opfer von Zwangsheirat und Zwangskonversion in Pakistan und unterstützt Mädchen, die aus diesen Situationen entkommen konnten.
Retten Sie christliche Frauen und Mädchen aus Zwangskonversion und Zwangsehe!