Buchempfehlung: Postkoloniale Mythen. Auf den Spuren eines modischen Narrativs

Die deutsche Kolonialgeschichte währte ganze 35 Jahre. Erst 1884 begann das Deutsche Kaiserreich, auf dem afrikanischen Kontinent sogenannte Schutzgebiete zu errichten, verlor diese aber bereits 1919 an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs.

Das gerade erschienene Buch Postkoloniale Mythen. Auf den Spuren eines modischen Narrativs des 1977 in Rostock geborenen Publizisten Mathias Brodkorb beleuchtet insbesondere Episoden aus den ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika und gibt dabei dem Phänomen der Sklaverei breiten Raum, die nach Worten Brodkorbs keine uniforme Täter-Opfer-Beziehung war, sondern in vielen verschiedenen Formen auftrat. Sie konnte der Gewinnung von Menschenopfern dienen und bis in verwandtschaftsähnliche Sozialbeziehungen reichen. Brodkorb gelingt es, das Denken in Schwarz und Weiß aufzubrechen und den Bogen in die Gegenwart zu spannen, wenn er von Sklavenbefreiungsaktionen durch Christian Solidarity International (CSI) berichtet und auf den ersten Seiten ankündigt: „Autor und Verlag finanzieren durch den Verkauf dieses Buches eine Spende zur Befreiung von zwanzig Sklaven im Sudan.“

Viele Museen sind zu „Ideologiemaschinen“ geworden, um den weißen Westen einer ewigen Schuld zu überführen.

Mathias Brodkorb hat sich auf den Weg begeben und die Hotspots der postkolonialen Wiedergutmachung im deutschsprachigen Raum aufgesucht, die ehemaligen Völkerkundemuseen. Statt ihrer Aufgabe des Sammelns, Bewahrens, Erforschens und Ausstellens nachzugehen, sind sie vorrangig mit der Verfertigung des eigenen guten Gewissens beschäftigt. Zu diesem Zweck werden nicht nur Fakten verschwiegen, die nicht ins Bild passen, sondern mitunter auch historische Dokumente verfälscht. Viele Museen sind zu „Ideologiemaschinen“ geworden, um den weißen Westen einer ewigen Schuld zu überführen. Das postkoloniale Narrativ von den angeblich bis heute rassistischen, ausbeuterischen und räuberischen Weißen hat zu verheerenden Entwicklungen nicht nur in den ethnologischen Wissenschaften und Museen geführt, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit. Bei all dem besteht zudem die Gefahr, die in Regionen Afrikas weiterhin existierenden Menschenrechtsverletzungen durch Sklaverei nur zu leicht zu übergehen.

Autor und Verlag finanzieren durch den Verkauf dieses Buches eine Spende zur Befreiung von zwanzig Sklaven im Sudan.

Brodkorbs Buch lädt ein zu einer spannenden Reise durch die deutsche Kolonialgeschichte und die heutige Museumslandschaft. Es besticht dabei nicht nur durch den angenehmen Schreibstil und Detailreichtum, sondern auch durch manches amüsante Augenzwinkern.

Postkoloniale Mythen. Auf den Spuren eines modischen Narrativs ist bei zu Klampen erschienen, umfasst 272 Seiten und kann in unserem Shop bestellt werden.