Sudan: Christliche Flüchtlinge werden verfolgt und müssen hungern

Mehrere Gruppen von Christen wurden von Regierungstruppen festgenommen, als sie vor dem Bürgerkrieg in Khartum in die Nuba-Berge flohen. Die sudanesischen Streitkräfte (SAF) beschuldigten sie, mit den rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) zusammenzuarbeiten. Unterdessen wird die humanitäre Lage in den Nuba-Bergen, in denen fast 800.000 Binnenvertriebene leben, immer prekärer.

Wie sudanesische Quellen berichten, nahm der militärische Geheimdienst der SAF Dutzende von Mitgliedern der christlichen Kirche Al Iziba im Norden Khartums fest, als sie versuchten, vor den aktuellen Kämpfen zu fliehen. Gleichzeitig wurden Christen, die in einem Dorf unter der Kontrolle der RSF leben, unter Druck gesetzt, zum Islam zu konvertieren, berichtet Morning Star News.

In einer dringenden Warnung erklärte die gemeinnützige Gruppe Justice Africa Sudan, dass die Christen, die alle aus den Nuba-Bergen stammen, versucht hätten, den heftigen Kämpfen zu entkommen. Die Männer, Frauen und Kinder wurden in Gruppen zwischen dem 2. und 7. Oktober in Shendi im Bundesstaat Nahr an-Nil verhaftet, weil sie verdächtigt wurden, mit der RSF zusammenzuarbeiten.

Die meisten der Festgenommenen wurden nach dem Verhör wieder freigelassen, doch mehrere Männer – darunter der Pastor der Kirche – werden Berichten zufolge noch immer festgehalten.

Christen angegriffen, Kirchen zerstört

In dem im April 2023 ausgebrochenen Bürgerkrieg stehen sich die sudanesischen Streitkräfte und die paramilitärische Miliz Rapid Support Forces gegenüber. In der Hauptstadt Khartum versucht die SAF, die RSF-Kräfte zu vertreiben, und führte am 13. Oktober einen Luftangriff auf einen Markt durch, bei dem 23 Menschen starben.

Seit Beginn des Krieges wird beiden Seiten vorgeworfen, gezielt Christen anzugreifen und Kirchen in den von ihnen kontrollierten Gebieten zu zerstören.

Für Osama Saeed Musa Koudi, den Vorsitzenden der Sudanesischen Christlichen Jugendunion, sind die Verhaftungen „ein weiteres Beispiel für die gezielte Verfolgung ethnischer und religiöser Minderheiten im anhaltenden Bürgerkrieg“, berichtet die Sudan Times.

Flucht in die Nuba-Berge

Benjamin Barnaba, CSI-Partner vor Ort, bestätigt, dass es unzählige Fälle der Verfolgung von Christen durch die SAF und die RSF gegeben hat, die gezwungen waren, aus Khartum und anderen Großstädten zu fliehen. „Sowohl die RSF als auch die SAF verfolgen Menschen schwarzer Abstammung und Christen, die als Ausgestoßene bezeichnet werden“, so Barnaba von Compassion and Sustainable Development Africa gegenüber CSI.

Im Sudan befinden sich die größten christlichen Gemeinschaften in der Region der Nuba-Berge im Bundesstaat Süd-Kordofan und im Bundesstaat Blue Nile, der an den Südsudan angrenzt. Die christliche Bevölkerung der Nuba-Berge wurde unter der früheren islamistischen Diktatur von Omar al-Bashir jahrzehntelang unterdrückt. Während des zweiten Bürgerkriegs des Landes (1983-2005) waren sie Angriffen der Regierungstruppen ausgesetzt, die von vielen Wissenschaftlern als Völkermord bezeichnet wurden. Dieser Krieg führte zur Unabhängigkeit des Südsudan im Jahr 2011, doch die Nuba-Berge blieben Teil des Sudan. Der Konflikt brach 2011 erneut aus, als die Regierung in Khartum versuchte, die Region mit Gewalt zurückzuerobern. Die Region der Nuba-Berge befindet sich nun vollständig unter der Kontrolle der aufständischen Sudanesischen Volksbefreiungsarmee-Nord (SPLA-N).

Seit Beginn des sudanesischen Bürgerkriegs im Jahr 2023 haben Hunderttausende nubische Christen versucht, in ihre relativ friedliche Heimat in Süd-Kordofan zurückzukehren. Derzeit leben mehr als 788.000 Vertriebene in den Nuba-Bergen. Der Massenzustrom von Binnenvertriebenen hat die bereits bestehende Nahrungsmittel- und Ressourcenknappheit, die durch die geringen Regenfälle im letzten Jahr und eine Heuschreckenplage verursacht wurde, noch verschärft.

Hilfe in humanitärer Krise

Schätzungen zufolge sind in den Nuba-Bergen derzeit rund drei Millionen Menschen von akutem Hunger betroffen.  Aufgrund des Mangels an Nahrungsmitteln und Medikamenten grassieren Krankheiten und Seuchen. „Im Bundesstaat Süd-Kordofan herrschen aufgrund der anhaltenden Kämpfe zwischen der RSF und der SAF Hunger und hungerähnliche Zustände, da keine Zeit für den Anbau von Feldfrüchten bleibt“, so Barnaba. „Die Kämpfe führen zu einer Reihe von Vertreibungen und verhindern den Transport von Menschen und Gütern in verschiedene Gebiete. Die Versorgungswege sind also völlig abgeschnitten und die Menschen sind auf den Südsudan angewiesen, der vor einem völligen Zusammenbruch seiner Wirtschaft steht.“

Ein weiteres Problem, mit dem die Binnenvertriebenen in der derzeitigen Regenzeit konfrontiert sind, ist die Unterbringung, da es schwierig ist, langes Gras oder andere lokale Baumaterialien für den Bau von Unterkünften zu finden, so Barnaba.

Der Helfer berichtet, dass der Schulunterricht während der Regenzeit unterbrochen wurde, damit die Kinder bei der Versorgung des Viehs helfen können, während ihre Eltern versuchen, die für das Überleben ihrer Familien notwendigen Feldfrüchte anzubauen. „Die Schulen in den Nuba-Bergen sollen im November 2024 wieder geöffnet werden, aber wie üblich gibt es kein Bildungs- und Schulmaterial für die armen Kinder“, so Barnaba weiter.

CSI leistet lebensrettende humanitäre Hilfe in den Nuba-Bergen, einschließlich Nahrungsmittelhilfe für die Binnenvertriebenen und Rückkehrer. Außerdem stellt sie Schul- und Lehrmaterial für Schulen, Wasserpumpen für sicheres und sauberes Wasser und Entbindungspakete für Hebammen bereit.

Spenden

50 garantieren Schulausstattung für ein christliches Dorf
70 versorgen eine Familie mit Nahrungsmitteln pro Monat
individueller Betrag