Sudan: Massaker an südsudanesischen Christen

Im sudanesischen Ort Wad Madani haben Truppen der Sudanesischen Streitkräfte (SAF) zahlreiche südsudanesische Christen ermordet. Die Spannungen zwischen den Nachbarn Sudan und Südsudan eskalieren. Das Massaker erinnert an die ethnische und religiöse Gewalt, die nach einem jahrzehntelangen Krieg 2011 letztendlich zur Unabhängigkeit Südsudans führte.

Im Sudan selbst tobt seit April 2023 erneut ein Bürgerkrieg. Damals brachen Kämpfe zwischen den SAF und den Rebellen der Rapid Support Forces (RSF) aus. Am 11. Januar 2025 eroberten die SAF die strategische Stadt Wad Madani zurück, die die RSF im Dezember 2023 eingenommen hatte. Die Rückeroberung von Wad Madani gilt als großer Durchbruch für die sudanesische Armee. Die südöstlich der Hauptstadt Khartum gelegene Stadt war Zufluchtsort für Tausende Menschen, die vor den Kämpfen flohen – darunter auch südsudanesische Bürger –, bevor sie selbst zum Konfliktherd wurde.


Videos zeigen Enthauptungen

In den sozialen Medien kursieren nun Videos, die offenbar zeigen, wie Regierungstruppen südsudanesische Zivilisten in Wad Madani gefangen nahmen und ermordeten. In den Nachrichten war von 13 bis 29 hingerichteten und enthaupteten Menschen die Rede.

Wütend über das Massaker führten einige Südsudanesen Vergeltungsangriffe auf sudanesische Händler und Flüchtlinge in Juba, der südsudanesischen Hauptstadt, und an anderen Orten durch. Die Proteste am Abend des 16. Januar führten zur Plünderung von Geschäften, die von Sudanesen geführt wurden. Sudan War Monitor berichtete, dass 16 Sudanesen getötet worden seien. Die Nachrichtenagentur Fides gab an, dass sich unter den Toten auch ein Diplomat der sudanesischen Botschaft befunden habe.

Als Reaktion darauf verhängte die südsudanesische Regierung gemäß Medienberichten über Nacht eine Ausgangssperre und schaltete Social-Media-Kanäle ab, die sie für die Förderung der Unruhen verantwortlich machte. Der Präsident des Landes, Salva Kiir, verurteilte die „abscheulichen Taten“, die die Vergeltungsmaßnahmen ausgelöst hatten, und rief zur Ruhe und zur Beendigung der Übergriffe auf, berichtete Middle East Eye.


Diplomatische Spannungen

Der südsudanesische Außenminister Ramadan Goc ging noch einen Schritt weiter und verurteilte die sudanesische Armee und ihre Verbündeten in einer Ansprache vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen am 22. Januar. In Kommentaren, die vom Sudan War Monitor berichtet wurden, bezeichnete Goc die Morde von Wad Madani als „aktuellen Terrorakt“ und forderte die UNO auf, eine unabhängige Untersuchung zu unterstützen.

Der Sudan reagierte prompt und sein Außenministerium verurteilte Gocs Äußerungen als Aufruf zur ausländischen Intervention. Es warf dem Südsudan außerdem vor, „zur Gewalt gegen sudanesische Staatsangehörige aufzurufen“ und die sudanesische Botschaft in Juba nicht vor Angriffen zu schützen. In der Erklärung wurde der Südsudan außerdem beschuldigt, die Rapid Support Forces „beherbergt und unterstützt“ zu haben, wie der Sudan War Monitor berichtete. Obwohl die sudanesische Regierung eine Untersuchung der Gräueltaten gerade erst eingeleitet hat, besteht sie darauf, dass die Angriffe nicht von der Armee, sondern von einer mit ihr verbundenen Miliz verübt wurden.


Schwarzafrikaner und Christen im Visier

Der CSI-Projektmanager für den Südsudan und den Sudan berichtet, dass die Brutalität des Angriffs von Wad Madani an die Aktionen der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) erinnere. Die Südsudanesen „wurden angegriffen, weil sie schwarz und Christen waren“, erklärte er weiter. „Diese Gräueltat folgte unmittelbar auf die Behauptung des US-Außenministeriums, dass die rivalisierenden Rapid Support Forces einen Völkermord an einheimischen muslimischen Schwarzafrikanern in Darfur im Westen des Sudan begangen haben“, kommentierte der Präsident von CSI International, John Eibner, ein Experte für die Region. „Politisch und sozial ausgegrenzte Schwarzafrikaner scheinen von beiden rivalisierenden islamistischen Kampftruppen ins Visier genommen zu werden.“ Seit Beginn des Krieges werfen Beobachter sowohl der SAF als auch der RSF vor, in Gebieten, die sie kontrollieren, gezielt Christen anzugreifen und Kirchen zu zerstören.

Im Sudan befinden sich die größten christlichen Gemeinden in der Region Nuba-Berge im Bundesstaat Südkordofan und im Bundesstaat Blauer Nil, die an den Südsudan angrenzen. Die Nuba-Berge – CSI leistet dort humanitäre Hilfe – stehen unter der Kontrolle von Rebellen der säkularen Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung. Die Region ist von den 2023 begonnenen Kämpfen weitgehend unberührt geblieben, leidet aber unter wiederkehrenden Hungerkatastrophen.

Die christliche Bevölkerung der Nuba-Berge litt jahrzehntelang unter der Unterdrückung durch die ehemalige islamistische Diktatur im Sudan. Während des zweiten Bürgerkriegs im Sudan (1983–2005) waren sie immer wieder Angriffen von Regierungstruppen ausgesetzt. Wissenschaftler bezeichneten die Übergriffe als Völkermord. Dieser Krieg führte 2011 zur Gründung des Südsudan.

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