Jahrelange Haft für Christen

Im März 2012 verurteilten die Behörden zwei Christen zu drei und fünf Jahren Gefängnis. Sie sollen Schriften von Pater Nguyen Van Ly verteilt haben. Dieser ist seit Juli 2011 wieder im Gefängnis, obwohl er schwer krank ist.

Update vom November 2014: Pater Nguyen Van Ly, Vo Thi Thu Thuy und Nguyen Van Thanh sind immer noch im Gefängnis und warten bisher vergeblich auf ihre Freilassung.


 

Im vergangenen Jahr nahm die Polizei die 50-jährige Christin Vo Thi Thu Thuy und den 28-jährigen Christen Nguyen Van Thanh fest. Am 6. März 2012 wurden die beiden in der Provinz Nghe An zu fünf (die Frau) und drei (der Mann) Jahren Gefängnis verurteilt. Den beiden wurde die Verteilung von Flugblättern zur Last gelegt, die vom katholischen Pater und Menschenrechtler Nguyen Van Ly verfasst worden waren. Der Grund für die höhere Strafe der Christin dürfte ihre Teilnahme an einer Demonstration im Juli 2009 sein.

Das Gericht erwähnte diese jedoch wohlweislich nicht. Es ging damals um die Enteignung von Kirchenland für den Bau von Luxuswohnungen. Thu war an den Protesten führend beteiligt gewesen.

Pater kämpft für Religionsfreiheit

Pater Nguyen Van Ly, dessen Flugblätter die beiden Verurteilten verteilt haben, ist bereits seit Juli 2011 im Gefängnis. Es ist nicht das erste Mal: Zählt man alle Gefängnisstrafen zusammen, war er schon 15 Jahre eingesperrt!

Der Pater setzt sich in seiner von den Kommunisten beherrschten Heimat seit Jahrzehnten für Menschenrechte ein. Dabei nimmt die Forderung nach Religionsfreiheit eine  zentrale Stelle ein. Die ethnischen Minderheiten im Norden  und im zentralen Hochland (wie etwa die Hmong) werden vom Mehrheitsvolk der Viet bis heute unterdrückt und  diskriminiert. Die christliche Botschaft menschlicher Freiheit findet gerade unter diesen Minderheiten immer breitere Gefolgschaft. Die kommunistischen Behörden gehen massiv gegen die Christen vor: Kirchenland wird beschlagnahmt, Kirchen werden niedergerissen, Gemeindemitglieder werden verhaftet und gezwungen, dem Christentum abzuschwören.

Schwerkranker im Gefängnis

Die erneute Verhaftung von Pater Nguyen Van Ly zeigt einmal mehr deutlich die Rücksichtslosigkeit des Unrechtsregimes. Als die Polizei ihn holte, befand sich der Pater in einem Wohnheim in der Stadt Hue, wo er sich noch immer von den schweren Misshandlungen während seines letzten Gefängnisaufenthalts erholen musste. Er war erst im März 2010 freigelassen worden, weil man seinen Tod befürchtete. Der Pater ist sehr geschwächt und leidet an einem Gehirntumor, was zur Lähmung seiner rechten Körperhälfte führte.

Dennoch wurde er erneut festgenommen und zu weiteren fünf Jahren Gefängnis und anschließenden fünf Jahren Hausarrest verurteilt. Wird der mutige, schwer kranke 65-jährige Mann nicht einmal in der Freiheit sterben dürfen? (In Vietnam werden Männer durchschnittlich nur 70 Jahre alt.)

Autor: Max-Peter Stüssi
Quellen: Asia News, BosNewsLife, Amnesty International