Bei der Entführung wurde Adup Aguer Deng aufs Übelste misshandelt. Auch als Sklave musste er furchtbare Demütigungen über sich ergehen lassen.
«Ich wuchs im kleinen Dorf Nyimlel in Aweil East auf. Mit 27 Jahren musste ich eines Tages hautnah miterleben, wie die südsudanesische Befreiungsarmee (SPLA) erbittert gegen eingefallene arabische Milizen kämpfte. In panischer Angst versteckte ich mich im Wald.
Doch mein Versteck wurde von den Arabern aufgespürt. Sie packten mich und schlugen hemmungslos auf mich ein. Ein Araber stiess ein Messer in meinen Arm, ein anderer fügte mir mit einer Hacke Kopfverletzungen zu. In meinem erbärmlichen Zustand wurde ich an den Händen gefesselt.
Möglichst nicht hinschauen
Was darauf folgte, hat mich bis heute schwer traumatisiert: Die Araber hielten vier gefangene Dinkas aufgrund ihres Aussehens für SPLA-Kämpfer. Das war ihr Todesurteil. Drei von ihnen wurden vor meinen Augen abgeschlachtet, während sie den Vierten bei lebendigem Leibe verbrannten. Die ganze Zeit wurden ich und andere gefangene Dinkas festgehalten. Man zwang uns, alles mitanzusehen.
Es war scheusslich. Alles, was ich tun konnte, war möglichst unauffällig den Kopf zu senken und gegen den Boden zu starren. Trotzdem hat sich diese abscheuliche Hinrichtung in meinen Erinnerungen eingebrannt.
Sechs Tage lang mussten wir dann in Richtung Norden marschieren. Immer wieder sahen wir, wie Kühe ihren Besitzern entrissen und mitgenommen wurden. Als wir erschöpft im Nordsudan ankamen, wurde ich sogleich an den Sklavenhalter Adam verkauft. Er hatte eine Frau und sechs Kinder.
Mit Prügel und Erniedrigung «bestraft»
Ich musste jeden Tag die Esel hüten und schwere Arbeit auf dem Bauernhof verrichten. Es war sehr schwierig, alle Tiere im Auge zu behalten. Da kam es manchmal vor, dass ein Esel entwich. Adam wurde dann jeweils sehr zornig, verprügelte und erniedrigte mich mit üblen Beschimpfungen. Auch zwang er mich, mich zum Islam zu bekehren.
Im Januar 2016 kam ein Fremder namens Adam Musa mit einigen Helfern zu uns. Mein brutaler Sklavenhalter liess mich mit diesen Männern ziehen. Der Grund dafür war mir nicht bekannt. Es waren zähe Verhandlungen vorausgegangen. Wir kamen in einem Lager an, wo ich andere Dinkas traf. Musa brachte uns zusammen zurück in den Südsudan. Ich bin ihm unendlich dankbar, dass ich heute als freier Mann wieder in meiner Heimat leben kann.»
Reto Baliarda