Pastor Duong Kim Khai engagierte sich für Bauern, deren Land die Kommunisten willkürlich beschlagnahmt hatten. Ein anderer Pastor, Nguyen Công Chinh, forderte Religionsfreiheit für die Bergvölker. Beide wurden zu mehreren Jahren Haft verurteilt.
Vietnam gehört mit seinen etwa 90 Millionen Einwohnern zu den 15 bevölkerungsreichsten Ländern der Welt. Über 80 % der Einwohner sind ethnische Vietnamesen. Diese sind buddhistisch geprägt, die meisten bezeichnen sich aber als Atheisten. Die grösste nichtbuddhistische Minderheit sind die Katholiken, etwa sechs Millionen. Schätzungen gehen von gut einer Million Protestanten aus, die mehrheitlich den ethnischen Minderheiten angehören. Sie sind vielen ein Dorn im Auge. Führer der traditionellen Religionen sehen ihre Monopolstellung in Frage gestellt und drängen die Behörden, gegen diese Christen vorzugehen. Die Behörden ihrerseits verknüpfen die Christen mit dem Westen und stehen ihnen feindselig gegenüber – nicht zuletzt, weil sich manche für Menschenrechte einsetzen.
Einsatz für Bergvölker endet im Gefängnis
Einer der christlichen Menschenrechtler ist der heute 43-jährige Nguyen Công Chinh. Nguyen ist evangelisch-lutherischer Pfarrer und Vorsitzender des Evangelikalen Verbands der Völker in Vietnam.
Seit 2001 setzte er sich in seiner Heimatstadt Pleiku, Provinz Gia Lai, für die sogenannten Montagnards (einheimische Bergvölker) ein.
Seit Ende 2009 setzt das kommunistische Regime die Mon- tagnards massiv unter Druck: Sie sollen dem Christentum abschwören und zu ihren Stammesreligionen zurückkehren, ansonsten müssten sie mit Vertreibung oder Inhaftierung rechnen.
Chinh ist schon lange im Visier der Behörden. Bereits 2003 und 2004 beschädigten Polizisten mehrmals seine Wohnung und machten sie schließlich dem Erdboden gleich. Seither war der Geistliche darauf angewiesen, in den Häusern wohlwollender Menschen unterzukommen.
Doch selbst dort wurde Chinh schikaniert: Polizisten warfen Steine auf das Hausdach der Gastgeber und deponierten Exkremente vor der Haustüre.
Am 28. April 2011 wurde Chinh verhaftet, am 26. März 2012 zu elf Jahren Gefängnis verurteilt. Man beschuldigte ihn, er habe ethnische Minderheiten zu Straftaten aufgewiegelt und versucht, «die Solidaritätspolitik» des Landes zu unterwandern. Eine wirksame Verteidigung wurde ihm verwehrt. Bis heute darf ihn nicht einmal seine Ehefrau im Gefängnis besuchen. Fotos zeugen davon, dass der Pfarrer nach seiner Verurteilung schwer geschlagen wurde.
Einsatz für Bauern endet im Gefängnis
Die Not der Benachteiligten lässt auch Pfarrer Duong Kim Khai nicht kalt. Der heute 54-Jährige war Pfarrer einer Mennoniten- Gemeinde in der Provinz Ben Tre. Er half den Bauern im Mekong-Delta bei Beschwerden an die Behörden, die deren Land enteignet hatten. Sie verlangten die Rückgabe des Landes oder wenigstens Entschädigungszahlungen. Auch der Pfarrer war von den Enteignungen betroffen: Die Behörden hatten das Land seiner Gemeinde beschlagnahmt. Seitdem versammelt sich die Gemeinde in einem Viehstall.
Am 16. August 2010 verhaftet die Polizei Pfarrer Duong Kim Khai. Die kommunistischen Behörden werfen ihm vor, er habe die Regierung stürzen wollen. Am 30. Mai 2011 wird er zu sechs Jahren Gefängnis und fünf Jahren Hausarrest verurteilt. Dieses Urteil wird von der zweiten Instanz weitgehend bestätigt; die Gefängnisstrafe wird auf fünf Jahre heruntergesetzt. Zusammen mit Khai werden sechs weitere Menschenrechtler verurteilt, die sich ebenfalls für die Bauern im Mekong-Delta eingesetzt hatten.
Autor: Max-Peter Stüssi
Quellen: Democratic Voice of Vietnam | Gesellschaft für bedrohte Völker | Vietnam Human Rights Network | Voice of Vietnamese Americans