Die scheinbar unerreichbare Vision des Heimleiters Basanta Digal und seiner Frau Susila wird zur Realität. Als wir sie im Herbst 2013 zum ersten Mal trafen und sie von einem Heim für 100 Waisenmädchen träumten, waren wir begeistert, auch wenn das Ziel sehr unrealistisch zu sein schien.
Im Januar 2014 konnte CSI zusammen mit seinem Partner vor Ort, Pran Parichha und seinem Team, ein Heim für 25 Mädchen in Bhubaneswar, der Hauptstadt im Bundesstaat Odisha, starten. Über das Schicksal dieser Mädchen wurde mehrmals berichtet.
Der blanke Horror
Als im Jahr 2008 ein Mob von extremistischen Hindus diverse christliche Dörfer angriff und dabei über 100 Menschen auf barbarische Art umbrachte, blieben viele Kinder als Waisen oder Halbwaisen zurück. Die meisten von ihnen mussten mit anschauen, wie ihre Eltern vor ihren Augen auf brutalste Art und Weise massakriert wurden. In diesem Zustand des masslosen Schreckens mussten sie fliehen. Angekommen in der fernen Hauptstadt von Odisha, Bhubaneswar, mussten sie mit Entsetzen feststellen, dass ihr Leben in diesem Moment eine tragische Wende nehmen würde.
Schutzlose Mädchen
In der indischen Kultur ist ein Mädchen völlig schutzlos, wenn es nicht in der Obhut des Vaters oder eines männlichen Verwandten ist. Es gilt oft als Freiwild, ist sexuellen Angriffen ausgeliefert und wird von der Gesellschaft vielfach ausgestossen. Als Pastor Basanta 2008 ebenfalls mit seiner Frau Susila und seinen Kindern vor den Angriffen der Extremisten fliehen musste, sah er viele Mädchen völlig verloren umherirren. «Auf unserer Flucht im Dschungel begann meine Vision. Es brach mir das Herz zu sehen, wie erbärmlich es ihnen ging und wie schutzlos sie von jetzt an waren.»
Ein neues Heim für 100 Mädchen in Kandhamal
Die Vision des Ehepaars Digal, 100 Mädchen Schutz, psychologische Betreuung, gesunde Ernährung und eine Schulausbildung zu ermöglichen, wird nun Wirklichkeit. Bis heute konnten wir bereits 67 Mädchen im Heim aufnehmen. Da inzwischen die Platzverhältnisse zu eng sind, freuen wir uns sehr, dass ab Mitte nächsten Jahres für 100 Mädchen Platz vorhanden sein wird.
Doch der Standort des neuen Heims wird nicht mehr in Bhubaneswar sein, sondern in der abgelegenen und bergigen Region von Kandhamal (ein Gebiet, das mit 8021 Quadratkilometern um etwa 1000 Quadratkilometer grösser ist als der Kanton Graubünden). Es ist der Herkunftsort aller Mädchen, dort, wo einst die Übergriffe im Jahr 2008 stattfanden. Es ist für die Mädchen sehr wichtig, in ihrer Heimat leben und so den Kontakt zu ihren noch lebenden Familienangehörigen pflegen zu können. Besonders in einer Kultur wie in Indien ist der Familienzusammenhalt von grosser Bedeutung. Das hilft den Mädchen sehr, sich nicht mehr derart entwurzelt zu fühlen.
Eine wertvolle Chance
Dank unseren professionellen Partnern vor Ort und den wertvollen Spenden werden wir nun dieses Mädchenheim errichten können. Der Baubeginn wird schon bald, nämlich Anfang 2016, sein. Bis Mitte des nächsten Jahres werden die Mädchen ins Heim einziehen können.
Es freut uns enorm, dass wir so in der Lage sind, diesen Mädchen eine wertvolle Perspektive für ihre Zukunft zu ermöglichen. In Indien gibt es unendlich viele Mädchen, die nie eine Chance haben, aus ihrer misslichen Situation als Analphabetinnen herauszufinden. Als Folge davon müssen sie ihr Leben lang die niedrigsten Arbeiten verrichten, ohne jemals Schutz oder irgendeine Form von Wertschätzung zu erfahren.
Die Tür, die wir dank Ihrer Hilfe öffnen können, schenkt sehr vielen jungen Frauen Würde und eine aussichtsreiche Zukunft – etwas, was sie sonst wohl niemals erleben könnten. Haben Sie ganz herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.