Der Obstgärtner mit den Staatsgeheimnissen

Seit 2008 sitzt der uigurische Christ Alimjan Yimit wegen seines Glaubens im Gefängnis. Trotz internationaler Proteste haben sich seine Haftbedingungen nur verschlimmert.

Update vom November 2014: Alimjan Yimit ist leider weiterhin wegen seines Glaubens eingesperrt.


 

Alimjan Yimit war als Filialleiter verantwortlich für den Obstgarten einer Lebensmittelfirma in der Nähe von Kashgar in der westchinesischen Region Xinjiang. Der Uigure konvertierte 1995 im Alter von 22 Jahren vom Islam zum Christentum und schloss sich einer Hauskirche an. Er heiratete und wurde Vater von zwei Kindern.

Yimit war in seiner Hausgemeinde aktiv. Religiöses Engagement hat in China jedoch einen hohen Preis: Yimit wurde von den Behörden überwacht; die Behörden schlossen die Filiale der Firma, für die er arbeitete, mit der Begründung, er habe sie benutzt, um unter den Uiguren zu missionieren.

15 Jahre Haft

Nachdem Yimit im Frühjahr 2007 wegen seiner religiösen Aktivitäten mehrfach von den Behörden befragt worden war, wurde er dabei beobachtet, wie er einen amerikanischen Christen besuchte, der in Kashgar lebte. Diese Besuche wurden Yimit zum Verhängnis: Seine Wohnung wurde durchsucht, er selbst am 12.  Januar 2008 verhaftet. Die Behörden unterstellten ihm, er gefährde mit der Verbreitung von separatistischem Gedankengut die Einheit des Landes und habe Staatsgeheimnisse ans Ausland verraten.

Der Prozess gegen Yimit zog sich in die Länge. Der Familie und den Anwälten von Yimit wurde immer wieder das Besuchsrecht verweigert. Zwei der Anwälte, die Yimit verteidigten, verloren ihre Anwaltslizenzen.

Das Urteil kam am 6.  August 2009. Das Gericht des Distrikts Kashi verurteilte Yimit wegen «Weitergabe von Staatsgeheimnissen ans Ausland» zu 15 Jahren Haft. Die Anwälte und seine Familie erfuhren erst mehr als zwei Monate später von dem Urteil. Yimit legte mehrmals erfolglos Berufung ein. Li Dunyong, einer der Anwälte, die ihre Lizenzen verloren, war entsetzt über das harte Urteil: «15 Jahre Haft sind viel mehr, als ich erwartet hatte.» Dunyong kritisierte den gesamten Prozess als «lächerlich».

Seit 2010 befindet sich Alimjan Yimit im Gefängnis Nummer 3 in Urumqi, der Hauptstadt der Region Xinjiang. Er wurde geschlagen und verbrachte 2009 mehrere Tage im Krankenhaus.

Proteste bisher erfolglos – Bitte geben Sie nicht auf!

Obwohl Alimjan Yimit Fürsprecher im Westen gefunden hat, war deren Einsatz bisher erfolglos. So kritisierte schon 2008 die UNO-Arbeitsgruppe gegen willkürliche Verhaftungen die Festnahme von Yimit als unrechtmäßig und forderte die chinesische Regierung auf, ihn freizulassen. Auch CSI protestierte im Juni 2012 für Yimits Freilassung.

Dennoch sitzt Yimit bis heute im Gefängis, seit Anfang des Jahres unter erschwerten Haftbedingungen: Konnte er bis dahin einmal im Monat einen etwa 20-minütigen Besuch seiner Familie empfangen, darf er seit Januar 2013 nur noch alle drei Monate besucht werden. Seine Familie wurde von den Behörden massiv unter Druck gesetzt, in der Öffentlichkeit über Yimits Fall zu schweigen.

Die Behörden und die Gefängnisleitung müssen daran erinnert werden, dass der Fall von Alimjan Yimit bei uns nicht in Vergessenheit gerät. Deswegen: Protestieren Sie mit uns erneut gegen die fortwährende Inhaftierung von Alimjan Yimit!

Autoren: Max-Peter Stüssi | Luise Fast
Quellen: Open Doors | China Aid | Internationale Gesellschaft für Menschenrechte

 


 

Die Uiguren von Xinjiang

Xinjiang befindet sich ganz im Westen Chinas an der Grenze z Kasachstan. Etwa 45  % der etwa 16,5 Millionen Einwohner sin Uiguren, ein mehrheitlich muslimisches Turkvolk. Seit 1955 ist Xinjiang offiziell eine von fünf autonomen Regionen von China. Autonome Regionen haben gegenüber den regulären chinesischen Provinzen mehr rechtlichen Freiraum, um ethnische Minderheiten und deren Kultur zu fördern. Dennoch unterstehen sie der strikten Kontrolle der chinesischen Behörden.

Ähnlich wie in Tibet gehört es auch in Xinjiang zur Strategie de chinesischen Regierung, möglichst viele Han-Chinesen anzusiedeln, um die Uiguren zu einer Minderheit zu machen. E kommt immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Separatisten und den Sicherheitsbehörden, so zuletz im Juni mit 27 Toten.

Obwohl man überall in Xinjiang Moscheen finden kann, wird di Glaubensfreiheit der muslimischen Uiguren dennoch missachte Imame werden von den kommunistischen Behörden ernannt, Versammlungen kontrolliert und religiöse Literatur wird zensiert.

Die wenigen Christen unter den Uiguren – Schätzungen gehen von weniger als 2  % aus – sind gleich dreifach starkem Druck ausgesetzt. Zum einen werden sie als ethnische Uiguren von vielen Chinesen verachtet. Als Christen werden sie von der Regierung streng überwacht und verfolgt. Konvertierte Muslim haben zusätzlich noch mit Verfolgung von muslimischer Seite zu rechnen.

Quellen: bbc | Uyghur Human Rights Project