Die Dschihadisten des «Islamischen Staats» haben nicht nur Hunderttausende in die Flucht getrieben. Sie halten mehrere tausend Jesidinnen als Sexsklavinnen und zwingen sie zur Konversion. CSI hat mit Jesidinnen gesprochen, die freikamen.
John Eibner, CSI-Projektleiter für den Nahen Osten, hat auf seiner letzten Irakreise mit zwei Jesidinnen gesprochen, die von den Dschihadisten des Islamischen Staats (IS) entführt worden waren. Inzwischen sind mehrere tausend Jesidinnen von Entführung betroffen. Manche werden auf dem Markt im syrischen Rakka zu einem Spottpreis verkauft, andere gegen ein hohes Lösegeld freigelassen. Die eine der beiden Jesidinnen, die CSI im Irak traf, bekam gegen die Zahlung von umgerechnet mehreren zehntausend Franken ihre Freiheit zurück.
Viele werden als Sexsklavinnen missbraucht. Der Islamische Staat hat im Farbdruck ausführliche Regeln zur Behandlung von weiblichen Gefangenen erlassen. Zum Beispiel darf eine Frau unmittelbar nach der Gefangennahme vergewaltigt werden, wenn sie noch Jungfrau ist. Selbst mit Mädchen ist Sex erlaubt, wenn sie körperlich dazu in der Lage sind – «sonst ist es genug, sich ohne Sex mit ihr zu vergnügen». Alle Regeln hier.
Der Islamische Staat misst der Versklavung von Jesidinnen offensichtlich grosse Bedeutung zu. Mitten in Kriegszeiten betreiben die Dschihadisten einen beträchtlichen Aufwand, um die Frauen alle paar Tage vom einen Ort zum andern zu transportieren – wohl aus Sicherheitsgründen. Diese Transporte erfordern eine ausgeklügelte Logistik, zumal die Frauen ja auch essen und trinken müssen und Wasser sowie Toiletten brauchen. Mit jesidischen Männern machen sich die Dschihadisten diese Mühe nicht – mehrere tausend Jesiden wurden von ihnen umgebracht.
Schläge oder Konversion
Die Jesidinnen werden mit Schlägen gezwungen, zum Islam zu konvertieren. Die eine der Jesidinnen, die John Eibner traf, spielte eine besonders fromme Muslimin, verrichtete während zwei Monaten gewissenhaft die Gebete und las eifrig im Koran. Dadurch gewann sie das Vertrauen der Dschihadisten. Als sie für einige Tage allein gelassen wurde, gelang ihr die Flucht.
Unser Partner im Irak, die Hammurabi-Menschenrechtsorganisation, hat inzwischen mehrere solche Fälle dokumentiert. (Von versklavten Christinnen ist bisher nichts bekannt. Da Hammurabi sehr gut vernetzt und die Zahl der Christen im Irak leider ziemlich überschaubar geworden ist, kann man davon ausgehen, dass es solche höchstwahrscheinlich nicht gibt.)
Eine umfassende Lösung ist derzeit nicht in Sicht. Die Befreiung aller Sklavinnen scheint unmöglich, ebenso die Rückkehr der vielen Flüchtlinge an ihre Heimatorte. Die Menschen sind enttäuscht und hoffnungslos, viele wollen nur noch auswandern. – CSI leistet weiterhin wo immer möglich Hilfe, damit die Flüchtlinge den Winter überstehen und zudem merken: Doch, im Westen hat man uns nicht ganz vergessen.
Adrian Hartmann
Internationales Eingreifen nötig
Das Drama, das sich derzeit im Nahen Osten abspielt, kann nur durch internationales Eingreifen gewendet werden. Wir fordern unseren Aussenminister Didier Burkhalter auf, sich auf diplomatischer Ebene für eine Lösung einzusetzen. Wir bitten Sie: Sammeln Sie Unterschriften oder leiten Sie die Online-Petition weiter. Sie können bei uns auch Unterschriftskarten zum Verteilen bestellen.