Vor vier Jahren wurde der Minister für Minderheiten, Shahbaz Bhatti, erschossen. Er hatte sich für die Freilassung von Asia Bibi und die Revision der Blasphemiegesetze ausgesprochen. Beide Forderungen sind leider immer noch nicht erfüllt.
Er wusste, dass er sich mit seinem Engagement in Lebensgefahr begab: Shahbaz Bhatti, Minister für Minderheiten und einziger Christ in der pakistanischen Regierung. Auch Todesdrohungen hielten ihn nicht davon ab, wiederholt darauf hinzuweisen: Die Blasphemiegesetze führen zur Anklage Unschuldiger und müssen deshalb revidiert werden. Bhatti scheute sich auch nicht, Asia Bibi, die wohl bekannteste aller Blasphemieangeklagten, im Gefängnis zu besuchen. Am 2. März 2011 wurde er von Islamisten auf dem Weg zur Arbeit erschossen. «Die Tötung Bhattis ist eine Warnung für alle, die sich gegen die Blasphemiegesetze aussprechen», sagte ein Sprecher der Taliban.
Vier Jahre nach Bhattis Ermordung ist noch immer niemand verurteilt worden. Einer der Verdächtigen wurde mangels Beweisen freigesprochen, ein weiterer, der den Mord gestanden hatte, wurde im Juli 2014 angeblich aus medizinischen Gründen auf Kaution freigelassen. Zwei weitere Verdächtige befinden sich noch im Gefängnis. CSI hatte aufgerufen, die Verurteilung der Bhatti-Mörder zu verlangen.
Ermordung führte nicht zu einem Umdenken
Shahbaz Bhatti – und zwei Monate vor ihm auch der muslimische Gouverneur der Provinz Punjab, Salman Taseer – beide liessen ihr Leben für Anliegen, die bis heute nicht erfüllt sind. Asia Bibi ist noch immer eingesperrt. Eine Revision der Blasphemiegesetze ist nicht absehbar. Bis heute werden Unschuldige der Blasphemie bezichtigt und von aufgewiegelten Mobs geschlagen, in einigen Dutzend Fällen sogar ermordet. International grosse Empörung hat letztes Jahr die Ermordung der 28-jährigen Shama Bibi und ihres 32-jährigen Mannes, Shahzad Masih, hervorgerufen. Sie wurden beschuldigt, Koranseiten verbrannt zu haben und wurden deshalb in einen Ziegelofen geworfen und verbrannt. Shama und Shahzad waren Eltern von vier Kindern, Shama war mit dem fünften schwanger. Die Empörung hat sich schnell gelegt, verändert hat sich nichts. – Mit dieser himmelschreienden Ungerechtigkeit dürfen wir uns nicht abfinden. Shahbaz Bhatti und Salman Taseer dürfen nicht vergeblich gestorben sein!
Adrian Hartmann