Der friedliche Schein im Ferienparadies Sri Lanka trügt. Letztes Jahr wurden 89 Übergriffe auf Christen gemeldet. Immer wieder werden Christen von Mobs angegriffen, die häufig von buddhistischen Mönchen angeführt werden. Die CSI-Partner vor Ort unterstützen die Opfer auf juristischem Weg.
Es geschah im August 2016: Zehn junge Christen wollten in Ampara im mittleren Osten Sri Lankas ein Theaterstück aufführen, um damit auf die Gefahren der Drogenabhängigkeit hinzuweisen. Nach der Aufführung griffen buddhistische Mönche die Christen tätlich an. Die eingeschaltete Polizei wollte eine Anzeige aufnehmen. «Doch die Mönche setzten die Polizei derart unter Druck, dass diese schließlich die Anzeige verwarf», erklärt CSI-Partnerin Esther*.
Weiterhin viele Übergriffe
Der Vorfall ist exemplarisch für die Lage der Christen in Sri Lanka. Wohl versprach der Anfang 2015 neu gewählte Präsident Sri Lankas, Maithripala Sirisena, dass er der Drangsalierung von Nichtbuddhisten ein Ende setzen wolle. Trotzdem wurden alleine letztes Jahr 89 Attacken auf Christen oder christliche Einrichtungen gemeldet. 21 Prozent aller evangelischen Kirchen mussten geschlossen werden.
Bei den Übergriffen, die häufig von buddhistischen Mönchen angezettelt und angeführt werden, verhält sich die Polizei oft passiv oder nimmt gar die Angreifer in Schutz. Deshalb würden viele Opfer von religiös motivierten Attacken gar keine Anzeigen machen. Und wenn die Polizei juristisch aktiv werden möchte, wird sie vielfach von den angesehenen buddhistischen Mönchen eingeschüchtert.
Buddhismus hat Vorrang
Auch in der Politik verfügen die buddhistischen Hardliner über viel Macht. Wohl gilt in der Verfassung Sri Lankas die Religionsfreiheit. Gleichwohl genießt der Buddhismus, dem über 70 Prozent der Bewohner Sri Lankas angehören, einen Sonderstatus, während das Christentum gerne als westliche Religion verschmäht wird. Zudem üben extremistische Buddhistenorganisationen, die auch vor Gewalt nicht zurückschrecken, in der Regierung ihren Einfluss aus. Bekannteste Beispiele dafür sind die Organisationen «Singhale» (Löwenblut) oder «Bodu Bala Sena» (BBS), die 2015 eine eigene Partei gründete.
In letzter Zeit hat die Gewaltintensität zwar leicht abgenommen. Dafür nimmt der politische Druck zu. So möchte die Regierung mit neuen Gesetzen die Rechte der Christen einschränken, zum Beispiel beim Bau von Kirchen. Auch versuchen einzelne Regierungsvertreter, christliche Gemeinschaften einzuschüchtern, indem sie diese per Rundschreiben auffordern, neue Kirchen oder auch Hauskirchen registrieren zu lassen. «Die Forderungen dieser Rundschreiben haben jedoch keine gesetzliche Grundlage, weshalb wir sie auch bekämpfen», betont Esther.
Soziale Ausgrenzung und Diskriminierung im Schulwesen sind weitere Benachteiligungen, denen Christen in Sri Lanka ausgesetzt sind. In ländlichen Gebieten, wo auch viele Christen in Armut leben, werden Minderheiten etwa beim Anschluss an das Stromnetz häufig übergangen. Extremisten fordern zudem auf, nicht in christlichen Läden einzukaufen. Viele öffentliche Schulen erschweren christlichen SchülerInnen den Zugang. Zudem werden sie gezwungen, den Buddhismus-Unterricht zu besuchen.
Ein neues Phänomen ist der religiöse Einfluss Indiens vor allem im Nordosten Sri Lankas. Dort leben vor allem Tamilen, die sich mehrheitlich zum Hinduismus bekennen.
Auch die Muslime werden in Sri Lanka immer wieder durch buddhistische Extremisten angegriffen.
Lohnender Einsatz
Die CSI-Partner in Sri Lanka bieten vor allem juristische Unterstützung an. Sie verfügen über ein Netzwerk von Anwälten, die vor allem in ländliche Gebiete reisen, um bedrohten Christen zu helfen. So konnten die CSI-Partner in jüngster Vergangenheit 300 Pastoren unterstützen. Im Weiteren übernahmen sie für 23 Kirchen die Anwaltskosten und bezahlten die Kaution für zehn inhaftierte Christen. Sowohl christliche als auch buddhistische Anwälte wurden geschult, um Opfern von religiösen Übergriffen juristisch beizustehen. Esther bemerkt dabei, dass es durchaus ein Vorteil sein könne, wenn sich ein buddhistischer Anwalt für die Rechte der Christen einsetze.
Ebenso wurden christliche Opfer von religiösen Übergriffen medizinisch betreut und mit Lebensmitteln versorgt.
Bedrohung hat auch wirtschaftliche Gründe
Rund ein Siebtel der 8 Prozent Christen in Sri Lanka sind evangelisch. Viele von ihnen sind ehemalige Buddhisten, was für viele buddhistische Mönche aus religiösen und aus wirtschaftlichen Gründen eine Provokation ist. «Die buddhistischen Mönche leben von den Gaben ihrer Anhänger. Wenn ein Buddhist Christ wird, so nehmen die Spenden für die Mönche ab», lautet Esthers einfache Rechnung.
Nicht nur deshalb mahnt ihre Organisation neu konvertierte Christen zur Besonnenheit. Sie sollten ihren Lebensstil nicht abrupt ändern, sondern sich allmählich und im Stillen von ihren alten Gewohnheiten verabschieden. Sie können beispielsweise eine alte Buddhastatue in ihrem Haus mit der Zeit beseitigen, statt diese sofort und zelebrierend zu zerstören. Wichtig ist auch, dass Freundschaften zu Buddhisten bestehen bleiben und Christen ihr soziales Engagement unabhängig vom Glauben weiterführen. Schließlich ist auch die Einladung zu Gottesdiensten per Lautsprecher ein Thema, das die CSI-Partner bei Pastoren häufig ansprechen.
Reto Baliarda
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