Die Welt muss Aserbaidschan und der Türkei Einhalt gebieten

Am 13. September 2022 unternahm das aserbaidschanische Militär einen Großangriff auf das Gebiet der Republik Armenien. Städte und Ortschaften tief im armenischen Staatsgebiet wurden bombardiert. Bislang hat die armenische Regierung 49 getötete Soldaten bestätigt; die tatsächliche Zahl der Todesopfer, sowohl unter den Soldaten als auch unter der Zivilbevölkerung, ist nach ersten Meldungen weit höher.

Russland hat schnell einen fragilen Waffenstillstand vermittelt, aber am Morgen des 14. Septembers wurden neue Angriffe gemeldet. Frankreich hat angekündigt, dass es die Situation im UN-Sicherheitsrat zur Sprache bringen wird.

Dieser Angriff stellt eine weitere Etappe des Völkermordes an den Armeniern dar. Der Völkermord begann im späten 19. Jahrhundert, als das Osmanische Reich Hunderttausende armenische Christen massakrierte und erreichte seinen Höhepunkt in den Jahren 1915-1923, als das Osmanische Reich die christliche Bevölkerung Anatoliens liquidierte und antiarmenische Massaker im Kaukasus förderte. Von 1988 bis 1994 führte Aserbaidschan weitere ethnische Säuberungen gegen armenische Christen durch.

Die jüngste Stufe des Völkermordes war der Angriff Aserbaidschans auf das armenische Gebiet von Bergkarabach im Jahr 2020. In dem 44-tägigen Angriffskrieg wurden Tausende von Menschen getötet und Aserbaidschan führte in den eroberten Gebieten wieder ethnische Säuberungen gegen die armenische Bevölkerung durch. Armenische Zivilisten, die hinter den aserbaidschanischen Linien gefangen waren, wurden entführt oder hingerichtet.

In jenem Krieg wie auch bei dem jetzigen Angriff war die Unterstützung durch die Türkei – dem Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches – für Aserbaidschans Interessen von entscheidender Bedeutung.

Mit dem neuerlichen Angriff vom 13. September hat sich die Systematik des Völkermordes zum ersten Mal seit 1920 auf das Gebiet der Republik Armenien selbst verlagert. Wenn die Kämpfe weiter eskalieren, könnte dies zur endgültigen Auslöschung der Armenier in ihrer Heimat führen.

Die internationale Gemeinschaft steht diesem Konflikt nicht hilflos gegenüber. Die USA, Deutschland, die NATO-Verbündeten und Russland üben erheblichen Einfluss auf die Türkei und Aserbaidschan aus. Die Türkei ist Mitglied der NATO; Aserbaidschan erhält jedes Jahr über 100 Millionen Dollar Militärhilfe von den Vereinigten Staaten; die NATO-Staaten bemühen sich aktiv darum, russische Energieimporte durch Importe aus Aserbaidschan zu ersetzen; Russland verkauft große Mengen an militärischer Ausrüstung an Aserbaidschan.

Christian Solidarity International (CSI) fordert die USA, Deutschland, ihre NATO-Partner und die Russische Föderation auf, jegliche Sicherheitszusammenarbeit mit Aserbaidschan auszusetzen und alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, bis diese neuerliche Aggression beendet ist.

Wir rufen den UN-Sicherheitsrat auf, die Rolle zu erfüllen, für die er geschaffen wurde und mit Nachdruck auf diesen Akt der Aggression zu reagieren.

Darüber hinaus rufen wir die Kirchen in Europa und den Vereinigten Staaten auf, sich für unsere armenischen Brüder und Schwestern, die eine weitere Eskalation der Gewalt erdulden müssen, die darauf abzielt, ihre Existenz als Volk auszulöschen, einzusetzen und ihnen Hilfe zukommen zu lassen.

15.09.2022

CSI-Deutschland