Ein Schutzhaus für befreite Kindersklaven

Als Kindersklavin misshandelt und missbraucht: Dipal* ist eines von 540 Kindern in Indien, das durch CSI aus den Fängen von Menschenhändlern gerettet wurde. CSI möchte befreiten Kindern auch in Zukunft ein sicheres Zuhause bieten können, deshalb soll im Frühjahr 2019 ein neues Schutzhaus für befreite Kindersklaven eröffnet werden.

Die vielen Qualen, die sie in der Gefangenschaft erlitten hatte, stehen der neunjährigen Dipal noch immer ins Gesicht geschrieben. Sie ist schüchtern und ihr Blick wirkt ängstlich, als ihr die CSI-Projektleiterin und die einheimische CSI-Partnerin und Juristin Singh im September dieses Jahres begegnen. Dipal, die im Frühjahr 2018 aus den erbarmungslosen Fängen des Menschenhandels gerettet wurde, fällt es sichtlich schwer, über ihre traumatischen Erlebnisse zu sprechen.

Dipal verlor ihre Mutter bei der Geburt. Der Vater kümmerte sich nicht um sie. Von Anfang an litt sie unter Mangelernährung, Vernachlässigung und Lieblosigkeit. Als Dipal drei Jahre alt war, verließ der Vater das Haus, heiratete erneut und übergab das kleine Mädchen der Schwester seiner verstorbenen Frau.

Opfer des Menschenhandels

Dipals Tante ist eine liebenswürdige Frau. Doch sie konnte sich nicht gut um ihre kleine Nichte kümmern, da sie ihre eigene Familie nur mit großen Schwierigkeiten über Wasser hielt. Aufgrund großer Armut war sie tagsüber regelmäßig außer Haus, um Geld zu verdienen. Wieder war Dipal einsam und schutzlos. Anfang 2016 verschwand das kleine Mädchen spurlos. Wie sich später herausstellte, hatte ein älterer Verwandter Dipal an eine fremde Familie in einer Großstadt im indischen Bundesstaat Jharkhand verkauft. Bei dieser Familie musste Dipal im zarten Alter von sieben Jahren täglich 12 bis 14 Stunden härteste Hausarbeit verrichten. „Ich bekam viel zu wenig zu essen. Mit leerem Magen musste ich auf dem Küchenboden schlafen“, erinnert sich Dipal. Regelmäßig wurde das wehrlose Mädchen von ihrem Hausherrn sexuell missbraucht. Besonders brutal und entwürdigend war auch, dass ihr mehr als einmal von sadistischen Peinigern mit einer glühenden Zigarette schmerzhafte Wunden zugefügt wurden. Dipal hatte keine Möglichkeit, ihrem Gefängnis durch Flucht zu entkommen. Dieser Alptraum dauerte über zwei Jahre an, bis Dipal eines Tages an das Handy ihrer Hausherrin herankommen konnte und schnell mit ihrer Tante Kontakt aufnahm und um Rettung bat.

Endlich befreit!

Tränen des Schmerzes und der Erleichterung flossen bei diesem ersten Lebenszeichen nach langer Ungewissheit bei Dipal und ihrer Tante. Nach Dipals Entführung war die Tante völlig verzweifelt gewesen und hatte sich bittere Vorwürfe gemacht. Als sie sich in ihrer Not an die Polizei gewandt hatte, erhielt sie damals keine Hilfe. Doch die Tante gab nicht auf und besuchte eine Veranstaltung des CSI-Partnerteams, das über die Gefahren des Menschenhandels und entsprechende Rettungsmöglichkeiten informierte. Bislang hat CSI über 500 solcher Informationsveranstaltungen in vielen Regionen Indiens durchgeführt und dadurch 6500 Menschen erreicht. Über 280 Selbsthilfegruppen, die Aufklärungsarbeit durchführen und Familien finanziell unterstützen, werden durch CSI finanziert. Als Dipal ihre Tante nach zwei Jahren Gefangenschaft endlich telefonisch über ihren Aufenthaltsort benachrichtigen konnte, meldete sich die geistesgegenwärtige Tante daher sofort beim CSI-Partnerteam. Gemeinsam mit vertrauenswürdigen Polizisten, die mit den CSI-Partnern kooperieren, konnte Dipal schließlich aus den Händen ihrer Peiniger gerettet werden.

Nach Möglichkeit kehrt ein befreites Kind in seine Familie zurück. In Dipals Fall war dies leider nicht möglich, da sie bei ihrer Tante nicht vor einer abermaligen Entführung sicher war. Glücklicherweise konnte CSI für die befreite Dipal einen geschützten Aufenthaltsort finden, wo sie liebevoll betreut wird und zur Schule gehen kann.

Ein eigenes Schutzhaus ist notwendig

Seit Beginn des Engagements für Opfer des Menschenhandels im Jahre 2013 wird CSI immer wieder mit der komplizierten Situation konfrontiert, dass entführte und verkaufte Kinder zwar aus der Sklaverei gerettet werden, doch nur schwer ein sicherer Rehabilitationsplatz für die traumatisierten Kinder gefunden werden kann.

Bereits existierende Kinderheime sind mit der Betreuung von ehemaligen Kindersklaven oft überfordert. Zudem besteht mancherorts die Gefahr, dass die Kinder aus unsicheren Heimen geholt und erneut verkauft werden.

CSI hat gegenwärtig 90 gerettete Kinder an sicheren Orten untergebracht, ist sich aber seit Jahren bewusst, dass die Notwendigkeit besteht, ein eigenes Schutzhaus zu bauen. Dieses Schutzhaus soll mit entsprechend geschultem Personal ehemalige Kindersklaven aufnehmen und ihnen Schutz, gute Ernährung, Rehabilitation und Ausbildungsmöglichkeiten bieten. Nach schwieriger Suche fanden unsere lokalen Projektpartner ein geeignetes Stück Land im Osten Indiens. Die Bauarbeiten für das  Schutzhaus mit seinen 500 Quadratmetern begannen im November 2017 und kommen in diesen Tagen schon zum Abschluss. Die Baukosten ohne die Inneneinrichtung betragen € 122.000. „Ich war glücklich, als ich den fast fertigen zweistöckigen Bau im September 2018 besichtigen konnte“, berichtet die Projektleiterin und ist zufrieden, dass bald 36 ehemalige Kindersklaven im Alter zwischen 5 und 18 Jahren in einer sicheren Umgebung Heilung an Seele und Leib finden werden.

*Name geändert

Spenden

Befreien Sie mit CSI indische Kindersklaven aus den Fängen der Menschenhändler und ermöglichen Sie ihnen eine frohe Kindheit.

Herzlichen Dank!

Das bewirkt Ihre Spende:

25.- Beitrag zur Fertigstellung des neuen Schutzhauses
100.- Ein Monat Rehabilitation und Schulbildung für ein befreites Kind
250.- Befreiung eines Kindersklaven
individueller Betrag