Das Schicksal der Christengemeinden in Pakistan ist voller Leid. Sie tragen Lasten, die an das Kreuz erinnern und müssen Spott und Hohn ihrer Verfolger erdulden. Einigen gelingt es, sich nach Stürzen auf ihrem steinigen Lebenspfad wieder aufzurichten. CSI besuchte die Überlebenden im Juli 2015.
CSI ist seit acht Jahren dabei, die Leiden von Christen in Pakistan zu dokumentieren und soweit möglich zu lindern. Neben ihrer täglichen Diskriminierung aus religiösen Gründen kommt es heute immer wieder zu einer regelrechten Jagd auf die christliche Minderheit, die weniger als zwei Prozent von Pakistans 200 Millionen Bevölkerung ausmacht.
Das Leben riskiert
Am 15. März 2015 hatten Selbstmordattentäter versucht, in Youhanabad, einem christlichen Ghetto der Millionenstadt Lahore, zwei vollbesetzte Kirchen in die Luft zu sprengen. Der fürchterliche Plan misslang: Jugendliche Türsteher hielten die lebenden Bomben noch vor den Toren fest und opferten ihr eigenes Leben, um ihre Gemeinden zu retten. Dadurch kamen nicht wie geplant Hunderte von Christen ums Leben, sondern etwa ein Dutzend Bewacher und Passanten, darunter auch muslimische Händler auf der gegenüberliegenden Strassenseite. Bereits am Tag nach dem Anschlag war CSI mit seinen Vertretern vor Ort. Bis heute betreuen wir dort mehrere Schwerverletzte, darunter Familienväter, die jetzt dank aufwändiger Operationen wieder ein einigermassen menschenwürdiges Leben führen können.
Wiedersehen mit Überlebenden
Wir kümmern uns auch um Opfer eines Anschlags auf die anglikanische Allerheiligen-Kirche in Peshawar, wo am 22. September 2013 127 Gottesdienstbesucher ums Leben kamen und Hunderte verletzt wurden.Am 3. Juli 2015 war die Kirche in Peshawar mit den überlebenden Opfern des Anschlags und ihren Angehörigen gefüllt. CSI-Projektpartner Pfarrer Latif aus Karachi hatte unsere Reise in diese Hochburg der Taliban nahe der afghanischen Grenze organisiert. Obwohl sie ihre Gesundheit, ihre Kinder und Angehörigen in einem Gotteshaus verloren haben, waren jetzt alle wieder in einer Kirche versammelt. Da war die Lehrerin Fehmida, die beim Anschlag ihren Mann William Gulam und ihre zwei Kinder Mirab und Noel verloren hatte. Seitdem sie sich mit Hilfe eines Gehgestells wieder fortbewegen kann, ist die Witwe im März 2015 in ihren früheren Beruf als Lehrerin zurückgekehrt.
Unerschütterlicher Glaube
Fehmida hat Schlimmes durchgemacht. Trotzdem betont sie: «Ich halte an meinem Glauben fest.» Bereits bei meinem Besuch letztes Jahr erwähnte sie, dass sie den Verlust ihrer Familie auch deshalb ertrage, weil er beweise, dass die biblischen Voraussagen zur Verfolgung der Christen zutreffen. Sabra Zulfiqar, eine Mutter von vier Kindern, der ein Bombensplitter das linke Auge zerstört hat, umarmte mich wie einen lieben Verwandten. Auch der weihaarige Vater Hanif Masih war gekommen. Sein Sohn Sharoon hatte noch versucht, einen der Attentäter wegzustoen und dabei sein Leben verloren. Der Junge Asalan zeigt mir seine schlecht verheilte Wunde im Gesicht, hier wäre eine aufwändige kosmetische Operation nötig. Pfarrer Latif hat seinem Beruf durch die Beteiligung an den CSI-Hilfeleistungen eine ganz neue, vorher unbekannte Dimension abgewonnen. «Jeder meiner vielen Besuche in Peshawar erinnert mich an die Opfer und das verursachte Leid. Es ist wunderbar zu sehen, dass Menschen nicht nur getröstet, sondern auch wieder aufgerichtet werden können». Gunnar Wiebalck, Projektleiter PakistanBericht über Gunnar Wiebalcks erster Besuch bei den Terroropfern von Lahore