„Kulturkampf“ mit Ankündigung

Der Kulturminister Aserbaidschans, Anar Karimov, hat im Februar 2022 angekündigt, dass Spezialisten für kaukasisch-albanische Geschichte, Architektur und Kultur zur Entfernung „gefälschter“ armenischer Spuren in Bergkarabach eingesetzt werden.

 

Karimovs Erklärung bezieht sich auf eine von seriösen Historikern längst verworfene aserbaidschanische Theorie, wonach antike Bauten auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan – darunter seit 2020 große Teile von Bergkarabach – das Erbe des kaukasischen Albanien seien; eines antiken Königreichs, das bis ins frühe 9. Jahrhundert auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan existierte. Entsprechend dieser wirren Theorie aus den 1950er Jahren seien armenische Inschriften auf Kirchen und anderen Baudenkmälern auf dem von Aserbaidschan kontrollierten Gebiet spätere Ergänzungen und Folge eines armenischen Zuzugs im 19. Jahrhundert.

 

Erinnerung an Vorgänge in Nachitschewan

Als die Regierung Aserbaidschans am 3. Februar 2022 die Errichtung jener Arbeitsgruppe zur Entfernung „fingierter“ historischer Spuren der Armenier an religiösen Stätten in den eroberten und übergebenen Gebieten Bergkarabachs ankündigte, erinnerten sich Armenier sofort an das Jahr 2005, als Aserbaidschan eine 11köpfige Kommission einsetzte, um in der Exklave Nachitschewan jeden Hinweis auf die armenische Kultur zu vernichten. Die Welt sah damals weg, als Tausende uralte christliche Kulturdenkmäler zerstört wurden.

Was in Nachitschewan passierte und nun auch für aserbaidschanische Gebiete Bergkarabachs angekündigt wurde, kann mit Fug und Recht als kultureller Genozid bezeichnet werden, der den seit der Staatsgründung Aserbaidschans durchgeführten eigentlichen Genozid an armenischen Christen begleitet und widerspiegelt.

 

Genozid und kultureller Genozid

Flagge von Arzach/Bergkarabach

Die Anstrengungen der aserbaidschanischen Regierung, alle Spuren armenischer Geschichte auf dem von ihr kontrollierten Gebiet zu vernichten, entspricht ganz der gegen lebendige Armenier gerichteten ethnischen und religiösen Säuberung. Armenische Zivilisten, die 2016 und auch 2020 hinter aserbaidschanischen Frontlinien in Gefangenschaft gerieten, wurden systematisch entführt oder hingerichtet. Praktisch kein Armenier lebt mehr in den Gebieten Bergkarabachs, die im Kriegsjahr 2020 von Aserbaidschan erobert wurden oder an es abgetreten werden mussten. Es scheint, dass armenische Kulturdenkmäler nun dasselbe Schicksal ereilen wird. Bemühungen um eine UNESCO-Inspektion der Kulturdenkmäler in Bergkarabach blieben bislang erfolglos.

Das Ziel der Politik Aserbaidschans ist offensichtlich: die Macht des aserbaidschanischen Staates soll gefestigt werden durch die Befeuerung des Hasses gegen armenische Christen, durch die Vernichtung der indigenen Bevölkerung Bergkarabachs und durch die völlige Auslöschung jeden Hinweises auf die Verbindung von Armeniern zu ihrer angestammten Heimat. Die Weltöffentlichkeit konnte diese Politik beobachten während des Genozids an den Armeniern im Kaukasus 1918-1920 und sie blieb aktuell seit den Pogromen gegen die Armenier in Aserbaidschan im Jahr 1988.

 

Im Schatten des Kriegs um die Ukraine

Der schreckliche Krieg zwischen Russland und der Ukraine gibt der Regierung Aserbaidschans die Gelegenheit, den Westen an ihre strategische Bedeutung in Bezug auf die Sicherung von Gaslieferungen zu erinnern, würde Russland als Lieferant völlig wegfallen. Der Westen sollte aber das Schicksal der Armenier von Bergkarabach und ihrer uralten christlichen Kulturdenkmäler nicht eigenen wirtschaftlichen Interessen unterordnen. Gerade Deutschland darf seine politischen Fehler während des Genozids an den Armeniern zu Beginn des 20. Jahrhunderts nicht wiederholen.

CSI fordert Bundesaußenministerin Annalena Baerbock auf, alles zu tun, um das bedrohte christliche Kulturgut der Armenier zu retten. Wenn Sie sich an unserer Aktion zum Schutz armenischer Kulturdenkmäler beteiligen wollen, können Sie bei uns Protestkarten anfordern und an Annalena Baerbock senden. Telefonische Bestellung: 089.58997550