Muslimische Fulani-Nomaden töten 60 Menschen in zehn Tagen

Extremistische Fulani-Nomaden haben im Bundesstaat Benue im Zentrum Nigerias mehrere Dörfer überfallen. Bei diesen gewalttätigen Übergriffen zwischen dem 10. und 20. März 2017 starben 60 Menschen, mehrheitlich Christen. Im benachbarten Bundesstaat Nasarawa haben die Fulani dieses Jahr über 200 vorwiegend christliche Dorfbewohner getötet.

Die erneute Gewaltwelle der Fulani im Bundesstaat Benue nahm am 10. März 2017 im Dorf Mkgovur seinen Anfang. Einheimische, christliche Bauern hinderten einige Fulani-Hirten daran, ihr Vieh auf deren Grundstücken zu weiden. Darauf entfernten sich die Fulani, um nur kurze Zeit später schwer bewaffnet zurückzukehren. Kaum waren sie wieder im Dorf, schossen sie auf jeden, der ihnen über den Weg lief. Innerhalb kürzester Zeit wurden zehn Menschen erschossen, berichtet ein Überlebender. Drei weitere Bewohner werden vermisst. Überlebende von Mkgovur brachten sich in benachbarten Dörfern in Sicherheit.

Weitere tödliche Überfälle

Zwei Tage später attackierten Fulani-Nomanden das Dorf Tombo-Mbalagh. Dabei hatten sie es vor allem auf unbewaffnete Christen abgesehen, die ihrer Arbeit nachgingen. Doch unter den acht Getöteten befanden sich auch Frauen und Kinder, wie Justina Sorkaa, Administratorin des lokalen Distrikts bekanntgab.

Der Geduldsfaden reißt

Noch bevor Sicherheitskräfte intervenierten, verübten die extremistischen Fulani am 14. März in Wannune einen weiteren tödlichen Übergriff gegen Christen. Als Reaktion darauf blockierten Überlebende die Hauptstraße zwischen Makurdi und Wannune, in dem sie Leichen auf den Asphalt legten.

Die Aktion war ein Zeichen dafür, dass die bedrohten Christen die Geduld und das Vertrauen in den Schutz der Regierung verloren hatten. Samuel Ortom, der Gouverneur von Benue, meinte dazu am darauf folgenden Tag, dass es eine Grenze gäbe, in der er seine Bürger um Geduld bitten könne. Ein örtlicher Christ bemerkt außerdem, dass bedrohte Christen möglicherweise Vergeltungsmaßnahmen durchführen werden, wenn die nigerianische Regierung nicht eingreife und sie nicht schütze.

Mallam Garus Gololo ist Vorsitzender einer Dachorganisation, die sich in Westafrika für die Interessen der muslimischen Fulani-Nomaden einsetzt. Gololo bestreitet, dass einheimische Fulani für die jüngsten Übergriffe im Bundesstaat Benue verantwortlich seien. «Das sind keine gewöhnliche Fulani gewesen.» Diese würden nämlich nichts anderes beabsichtigen, als ihre Herde zu hüten.

Mehr als 200 Todesopfer

Im nördlich benachbarten Bundesstaat Nasarawa haben Fulani-Viehüter seit Beginn dieses Jahres über 200 vorwiegend christliche Dorfbewohner getötet und 500 Weitere verletzt. Dies berichtet die lokale Zivilgesellschaft «Ajiri Afo Development Association». Die Fulani-Extremisten würden auch Frauen vergewaltigen und Menschen aus den Dörfern entführen.

Erst kürzlich, am 19 März 2017, überfielen Fulani-Viehhüter das Dorf Oshugu. Dabei ermordeten sie zwei Christen. Ein Überlebender namens Ittah berichtet: «Der Übergriff geschah am Sonntag morgen, als wir in der Kirche Gottesdienst feierten. Die Angreifer töteten unseren Dorfältesten und eine weitere Person.»

Aminu Suleiman, Präsident von «Ajiri Afo», wendet sich verzweifelt an Nigerias Nationalversammlung: «Wir sind voller Angst und Sorgen. Wir sterben auch deswegen, weil unsere Landwirtschaft durch die Angreifer zerstört wird. Wegen der Angst vor erneuten Übergriffen stehen viele Bauernbetriebe bei uns leer.»

4000 Todesopfer in drei Jahren

Die Auseinandersetzungen zwischen den Fulani und den christlichen Bauern beschränken sich längst nicht mehr auf den Kampf um Weideland, sondern haben eine religiöse Dimension angenommen. Fachleute sehen Verbindungen zwischen den Fulani-Aggressoren und den islamistischen Terroristen in Nigeria.

An einer Pressekonferenz in Genf wies die Interessensgruppe «Jubilee Campaign» gar darauf hin, dass die Fulani-Extremisten Boko Haram als die gefährlichste Bedrohung in Nigeria abgelöst hätten. An einer weiteren Medienkonferenz anlässlich der 34. Sitzung des UNO-Menschenrechtsrats machten die Diskussionsteilnehmer auf die alarmierenden Folgen der zunehmenden Aggression in Nord und Zentralnigeria aufmerksam.

Die Folgen dieser Attacken seien 4000 Tote in drei Jahren. «Für diese steigende Gewalt sind hauptsächlich die Fulani-Extremisten verantwortlich. Diese Milizen gehen systematisch gegen bäuerliche Gemeinschaften los, die vorwiegend Christen sind», so die Stellungnahme von Jubilee. «Bei diesen Attacken werden Christen getötet, Häuser dem Erdboden gleichgemacht und Weideland zerstört. Vielfach werden die überfallenen Dörfer durch die Fulani-Aggressoren besetzt.»

Seit längerem greifen die muslimischen Fulani-Nomaden christliche Bauern in den nigerianischen Bundesstaaten Plateau, Bauchi, Kaduna, Taraba, Adamawa und Benue an. Nun wird auch Nasarawa von ihren tödlichen Attacken heimgesucht. 

 

Reto Baliarda

Quellen: wwm/msn