«Praktisch keine Freunde mehr» – Winterhilfe für verlassene Christen

Die CSI-Mitarbeiter Dr. John Eibner und Adrian Hartmann reisten Ende 2012 in den Irak, um christliche Flüchtlinge aus Syrien zu besuchen und Hilfsgüter zu verteilen. Khalil (Name geändert) hat ihnen seine Geschichte erzählt.

Bis 2007 lebte Khalil (Name geändert) mit seiner Frau und  den beiden Kindern in Bagdad. Doch die zunehmende Gewalt gegen Christen zwang die Familie, in den Nordirak zu flüchten. Dort lebten sie bei Verwandten in einem mehrheitlich christlichen Dorf in der Ninive-Ebene. Aber auch hier kam es  zu Explosionen. Khalils Neffe wurde in der Nähe seiner Schule verletzt. Das war genug. Die bedrohliche Situation trieb ihn aus dem Irak hinaus. Im Juli 2009 flüchtete Khalil mit seiner Familie nach Syrien.

Auch in Syrien keine Sicherheit

In Damaskus kam die Familie endlich zur Ruhe: «Syrien war das Paradies für uns», erinnert sich Khalil. Die Lebenshaltungskosten waren tiefer als im Irak und das wichtigste: Hier herrschte Sicherheit. Es war ruhig. Hier schien ein unbeschwerter Alltag möglich. In unmittelbarer Nachbarschaft wohnten sogar mehrere Landsleute, die ebenfalls geflüchtet waren.

Doch der Friede nahm allzu bald ein Ende. Die Demonstrationen gegen Bashar al-Assad griffen auf Damaskus über. «Ich saß mit meiner Familie im Garten, da hörten wir plötzlich Schreie», erzählt Khalil. Die ganze Situation habe ihn stark an Bagdad erinnert. Doch wohin sollte er jetzt gehen? Auf eine Ausreise in den Westen konnte Khalil nicht hoffen. Zwar wurden er und seine Familie vom

Uno-Flüchtlingshilfswerk UNHCR als Flüchtlinge anerkannt. Wegen der brenzligen Sicherheitslage verließen jedoch die Mitarbeitenden der internationalen Organisationen Syrien. Khalil war klar, dass er von hier keine Hilfe erwarten konnte. Im Juli 2012 nahm die ganze Familie Abschied von Syrien. Was als Paradies begonnen hatte, entpuppte sich als zweites Bagdad. Mangels Alternativen kehrte Khalil mit seiner Familie in das Dorf im Nordirak zurück, wo sie vor der Flucht nach Damaskus gewohnt hatten.

«Alle haben den Irak verlassen»

Immer noch harren viele irakische Christen in Syrien aus – warum? Angesichts der hoffnungslosen Situation in der Region bemühen sich viele verzweifelt um eine Ausreisemöglichkeit. Manche klammerten sich mit letzter Hoffnung am Papier des UNHCR fest, erklärt Khalil: «Ich habe Verwandte, die das ganze Verfahren durchlaufen und die Zusage von einem westlichen Staat erhalten haben, dass sie aufgenommen werden. Sie warten jetzt seit zwei Jahren aufs Flugticket!» Eine Rückkehr in den unsicheren Irak kommt für viele nicht in Frage. Immer wieder gibt es Attentate. Allein am 17.   Dezember 2012 kamen bei einer Anschlagsserie etwa 50 Menschen ums Leben.

Er habe «praktisch keine Freunde mehr» im Irak, sagt Khalil. «Alle haben den Irak verlassen.» Im Ausland sehnten sich zwar viele nach ihrer Heimat. Gerade kürzlich habe ihm sein Cousin aus Schweden gesagt: «Ich möchte lieber heute als morgen in den Irak zurückkehren.» Aber die Sicherheit müsste gewährleistet sein.

«Wir sind sehr glücklich»

Wir brachten der Familie zwei Winterjacken für die Mädchen und einen Kerosinofen. Die beiden Kinder strahlten, die Eltern bedankten sich herzlich: «Wir sind sehr glücklich», sagte Khalil. «Wir merken jetzt, dass jemand an uns denkt. Vielen Dank!» Unser Besuch sei moralisch eine große Unterstützung. Das sei ihnen noch wichtiger als die materielle Hilfe.

Autor: Adrian Hartmann

 


 

Winterhilfe im Irak

Im Dezember 2012 verteilte CSI etwa 300 Winterjacken (à 10 Franken) und 200 Kerosinöfen (à 55 Franken) an christliche Flüchtlinge in der Ninive-Ebene. CSI-Projektleiter Dr.  John Eibner und Chefredaktor Adrian Hartmann besuchten kurz vor Weihnachten mehrere der Familien, die Winterjacken und Kerosinöfen erhielten, und sahen, wie dringend nötig diese bei der bitteren Kälte sind. Vielen Dank allen, die diese Hilfe möglich machen!