Syrien – Christen zwischen Resignation und Zuversicht

Im Januar/Februar 2018 begab sich CSI-Geschäftsführer Pfarrer Fuchs mit einer kleinen Gruppe von Geistlichen nach Syrien. Bei dieser Reise wurden christliche Gemeinden besucht und Hilfsgelder und Medikamente übergeben.

Bombenhagel auf Damaskus

Damaskus liegt im Nebel, als wir am 29. Januar das armenisch-katholische Bischofshaus im christlichen Viertel Bab Touma in der Altstadt von Damaskus erreichen. Die Straßen, die sonst von Händlern, Schulkindern und geschäftigen Frauen und Männern übervoll waren, sind menschenleer. Seit Wochen liegt die Altstadt von Damaskus mit ihren Wohnhäusern, Kirchen, Schulen, Geschäften, dem Altenheim der Schwestern von Mutter Teresa und anderen religiösen Einrichtungen unter Mörserbeschuss. Rebellen aus Ost-Ghouta terrorisieren die Bevölkerung in Bab Touma (95% davon sind Christen) täglich mit bis zu 50 Mörsergranaten. Von meinem Zimmer im zweiten Stock des Bischofshauses blicke ich auf das beschädigte gegenüberliegende Gebäude. Dort lebte im dritten Stock der 40jährige Christ Fares Abdoullah. Fares hatte in den Tagen vor Weihnachten eine eigenartige Todesahnung. Jeden Tag besuchte er deshalb den Gottesdienst und begann seine Kleidung an die Armen zu verschenken. Am 1. Januar 2018, um 4.30 Uhr schlug eine Mörsergranate der Terroristen in seinem Schlafzimmer ein und zerfetzte ihn. Die Geschichte von Fares fand keinen Eingang in die Reportagen westlicher Medien, denn Fares war Christ, er war ein loyaler Bürger seines Landes, er ist ein Opfer der Rebellen.

Auch von Christine Horani, die wir im St. Louis Krankenhaus von Damaskus besuchen, wird man in Europa nicht sprechen. Das 15jährige Mädchen verließ am 22. Januar wie jeden Tag nach Unterrichtsschluss mit ihrer Freundin Rita Al-Eid das im Christenviertel der Altstadt von Damaskus liegende Schulgebäude. Plötzlich schlug eine Mörsergranate ein. Christine wurde schwer am ganzen Körper verwundet und im Krankenhaus musste ihr linkes Bein unterhalb des Knies amputiert werden. Rita, die einen halben Meter vor ihr ging, wurde getötet. An diesem 22. Januar starben 12 Menschen bei drei Angriffen der Terroristen, 35 Personen wurden schwer verwundet.

 

Aleppo lebt!

Viel freundlicher als in Damaskus stellt sich die Situation in Aleppo dar. Die Straßen sind voller Menschen, die die Frühjahrssonne genießen und die Parks der Stadt bevölkern. Überall wird gearbeitet. Der Schutt, der im Februar 2017 den Dschdeide-Platz im Zentrum Aleppos meterhoch füllte, ist abtransportiert. In die zahlreichen Ruinen an der einstigen Kampflinie zwischen Terroristen und syrischer Armee kommt das Leben zurück. Ein Mann steht stolz vor seinem wiedereröffneten Wollgeschäft und wartet auf Kunden. Im schwer beschädigten und von Rebellen geplünderten melkitischen Bischofshaus am Farhad-Platz hört man Bohrer und Steinsägen. Pater Imad führt uns durch das Gebäude, das früher sein Heim war. Während der Kriegshandlungen hat er hier ein Auge und die rechte Gesichtshälfte verloren. Doch nun ist er wieder hergestellt und leitet mit viel Elan eine Schule, die sein dynamischer Bischof im Keller einer großen Kirche für 500 Kinder eingerichtet hat, nachdem das frühere Schulgebäude in den Außenbezirken von Aleppo zerstört wurde.

Zahlreiche christliche Familien sind nach Aleppo zurückgekehrt – doch alle brauchen Geld, um den teuren Alltag zu bewältigen. Besonders Medikamente sind knapp und unbezahlbar. Mary, eine freundliche Frau um die 50, die in einem orthodoxen Waisenhaus arbeitet, erklärt mir, dass sie an Osteoporose leidet – sie braucht regelmäßige Injektionen – doch eine kostet 300€. Unbezahlbar für eine syrische Lehrerin, die 50€ im Monat verdient.

 

„Unterstützt Deutschland die Terroristen noch?“

Wir fahren wieder in den Süden, nach Maaloula, das einst als das schönste Dorf Syriens galt. Maaloula ist ein christliches Dorf, wo die Einwohner bis heute Aramäisch, die Sprache Jesu sprechen. 2013 und 2014 wurde Maaloula von Dschihadisten der Freien Syrischen Armee (FSA) und der al-Nusra-Front eingenommen und dann durch das syrische Militär und verbündete Milizen befreit. Nur wenige Menschen leben noch in Maaloula, das bis heute militärisches Sperrgebiet ist. Viele Häuser sind zerstört. Geregelte Strom- und Wasserversorgung gibt es nicht. Wir fahren direkt zum Thekla-Kloster im Zentrum. Der Wärter, Elias, öffnet uns das schwere Eisentor und als er hört, dass wir aus Deutschland kommen, fragt der tieftraurig wirkende Mann: „Unterstützt Deutschland die Terroristen noch?“

Elias schleicht mit uns wie ein Geist durch das verlassene Kloster, das bis zum Ausbruch des Krieges ein Magnet für Pilger aus ganz Syrien war. Er berichtet von den Gräueln der Rebellen. Er zeigt uns die geschändeten Ikonen, den steinernen Brunnen in der Mitte des Klosters, der mit Kreuzen verziert war, die aber von den Terroristen abgeschlagen wurden. Elias spricht von den getöteten Christen, den angezündeten Häusern und den Tätern – kriminelle Syrer sowie Tschetschenen, Tunesier, Libyer, Kuwaitis und Europäer, die nach Syrien gekommen waren, um dort den Dschihad gegen Christen, schiitische Minderheiten und eine unislamische Regierung zu führen. Elias spricht von den Wunden seiner christlichen Seele, die auch dann noch bluten werden, wenn die zerstörten Häuser längst wieder aufgebaut sind.

Spenden

Bitte solidarisieren Sie sich mit den Christen in Syrien und unterstützen Sie die CSI-Projekte vor Ort!

25.- Beitrag zur Betreuung von Binnenflüchtlingen
80.- Beitrag zum Schulgeld für christliche Kinder
100.- Beitrag für medizinische Versorgung und Medikamente
individueller Betrag