104 geistig behinderte Kinder und junge Erwachsene gehen im Tageszentrum Le Sénevé in Homs täglich ein und aus. Davon leiden 82 an Down-Syndrom und 22 an Autismus. In Le Sénevé werden sie kompetent gefördert und liebevoll betreut. Der Bedarf an Betreuungsplätzen ist weiterhin sehr groß: Fast 100 Kinder stehen auf der Warteliste.
Jameel, der kleine Schreiner
Eines der Kinder von Le Sénevé ist Jameel, ein aufgeweckter Junge mit Down-Syndrom. Er stammt aus einer mittelständischen Familie in Homs und ist das zweite von vier Kindern. Seine Eltern schämten sich, mit ihm unter die Leute zu gehen oder über ihn zu sprechen. Leider kein Einzelfall, wie Schwester Marie-Rose berichtet: „In unserer Gesellschaft werden Kinder mit Behinderung oft stark stigmatisiert.“ In ihrem Buch Weil die Hoffnung niemals stirbt hat Schwester Marie-Rose über diese Kinder geschrieben.
Anfang 2018 erfuhr Jameels Mutter von Le Sénevé und brachte ihn ins Tageszentrum. Jameel fand sich mit dem Bildungsprogramm und den Freizeitaktivitäten rasch zurecht. Eines Tages verschwand er während des Mittagessens. Die beunruhigten Schwestern und Betreuer suchten ihn überall. Schließlich fanden sie ihn in der Schreinerwerkstatt, wo er sich fasziniert umschaute. „Möchtest du Schreiner werden?“, fragte ein Betreuer. „Genau!“, strahlte Jameel.
Seitdem nimmt Jameel dreimal pro Woche am Werkunterricht teil. Stolz präsentiert er bei Ausstellungen, die jedes Semester stattfinden, seine selbsthergestellten Kunstwerke. Fragt man ihn nach seinem Namen, antwortet er lächelnd: „Jameel, ana najjar!“ („Jameel, ich bin Schreiner!“)
Liebevoll und kompetent
Besuche im Tageszentrum Le Sénevé beeindrucken die Mitarbeiter von CSI immer wieder. In einer Stadt, die vom Krieg stark betroffen ist – vielleicht sogar stärker als Aleppo, ist Le Sénevé eine Oase des Friedens und christlicher Nächstenliebe. Die Ordensschwestern, Ehrenamtliche und das gut ausgebildete Fachpersonal kümmern sich liebevoll und kompetent um jedes einzelne Kind. Kurse fördern das Sprechen der Kinder und ihre Motorik, vermitteln Bildung und handwerkliche Fähigkeiten, stärken das Selbstwertgefühl durch Freizeitaktivitäten und musische Ausbildung. Inzwischen besuchen 104 geistig behinderte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zwischen vier und 30 Jahren das Zentrum.
Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist riesig, denn die herzliche Atmosphäre wirkt anziehend. Letztes Jahr wurden mit Spendengeldern von CSI Klassenzimmer im obersten Stockwerk ausgebaut, so dass 22 Kinder mit Autismus aufgenommen werden konnten. Fast 100 Kinder stehen weiterhin auf der Warteliste. Vier Sozialpädagogen besuchen sie inzwischen zu Hause und stellen in Zusammenarbeit mit den Eltern für jedes Kind ein individuelles Förderprogramm zusammen.
Ausbau im Erdgeschoss – für körperlich behinderte Kinder
Seit Jahren setzen sich die Schwestern von den Herzen Jesu und Mariä dafür ein, auch das Erdgeschoss des Zentrums auszubauen. Dann könnten sie auch körperlich behinderte Kinder aufnehmen, was im Obergeschoss nicht möglich ist. Die Schwestern hatten im Erdgeschoss früher eine Schule betrieben, die in den 1960er Jahren verstaatlicht wurde. Zwar benützt die Regierung die Räumlichkeiten seit Jahren nicht mehr, doch die Rückgabe an die Schwestern verzögert sich.
Letztes Jahr konnte Schwester Samia, die Leiterin von Le Sénevé, dauerhaft zurück ins Tageszentrum ziehen, das sie und ihre Mitschwestern aufgrund des Kriegs 2012 verlassen mussten. Islamistische Rebellen der al-Nusra-Front missbrauchten Le Sénevé damals als Kommandozentrale und richteten enorme Verwüstung an.
Dass das Tageszentrum in der christlichen Altstadt nun wieder durchgehend bewohnt ist und gut funktioniert, hat eine große symbolische Bedeutung für die Menschen in Homs und ist ein Segen für die Kinder und ihre Familien.
Bitte helfen Sie den Kindern von Homs mit einer Spende! Vielen Dank!
