Nyirou Majok Aweer (27) hat in ihrem bisherigen Leben nichts anderes als die Sklaverei erlebt. Als sie krank war, wurde sie von ihrem Besitzer Ali Adam geschlagen und mit dem Gewehr bedroht. Nyirou ist überglücklich, dass sie heute im Südsudan in Freiheit lebt.
Nyirou kam als Tochter einer Sklavin im sudanesischen Dorf Makeringa zur Welt. Ihre Mutter war von muslimischen Arabern während des Bürgerkriegs, der der Gründung des Südsudan vorausging, entführt und im Norden des damaligen Sudan versklavt worden. Vor ihren eigenen Augen wurde die Mutter jedes Mal beschimpft und geschlagen, wenn der Sklavenhalter mit ihrer Arbeit unzufrieden war.
Von der Mutter getrennt
Kaum hatte Nyirou das Jugendalter erreicht, verkaufte der Sklavenhalter sie an Ali Adam, einen alten Araber. Dieser behandelte sie ebenso schlecht, wie man schon ihre arme Mutter behandelt hatte. Nyirou musste hart arbeiten. Immer wieder wurde sie beleidigt und als Sex-Sklavin missbraucht. Sie bekam vier Kinder von Ali. Doch dieser unternahm alles, um die Kinder von ihr fernzuhalten.
„Er nahm einen großen Holzknüppel und schlug mich heftig. Dann holte er sein Gewehr heraus, richtete die Waffe auf mich und schrie, dass ich eine dreckige Schwarze sei.“
Nyirou Majok Aweer, ehemalige Sklavin
Eines Morgens wachte Nyirou später auf als sonst, weil es ihr gesundheitlich schlecht ging. Doch dies interessierte Ali nicht im Geringsten. „Er nahm einen großen Holzknüppel und schlug mich heftig. Dann holte er sein Gewehr heraus, richtete die Waffe auf mich und schrie, dass ich eine dreckige Schwarze sei. Er drohte, mich zu töten, falls ich es noch einmal wagen sollte, zu spät aufzustehen.“
Dieses traumatische Schreckenserlebnis ließ Nyirou nicht mehr los. Die junge Christin war psychisch am Ende, vor allem auch deshalb, weil sie ihre schlimmen Erfahrungen mit niemandem besprechen konnte.
Befreiung gelingt
Im Mai 2023 erfuhr die gequälte Frau, dass sich ein Sklavenbefreier in Makeringa aufhielt, der Sklaven in die Freiheit im Südsudan zurückbringen würde. Nyirou war hin- und hergerissen: „Es war eine gute Nachricht. Doch ich hatte solche Angst, dass mich Ali fangen und töten würde. Ich konnte nachts nicht schlafen, weil ich ständig mit mir rang, was ich tun sollte.“
Doch die Gelegenheit zu fliehen war zum Greifen nah, als Ali Nyirou am 28. Mai zum örtlichen Markt schickte. Sie machte sich auf den Weg und nahm ihr jüngstes Kind mit.
Tatsächlich fand Nyirou auf dem Markt den sudanesischen Araber, der im Auftrag von Christian Solidarity International (CSI) Sklaven befreit. Ohne zu zögern, ging sie mit in sein Lager, wo bereits andere befreite Sklaven auf die Rückführung in den Südsudan warteten. Am nächsten Tag trat die Gruppe den langen Marsch in den Südsudan an.
Nyirou ist überglücklich, dass sie und ihr Baby den Weg in die Freiheit geschafft haben. Nach der Ankunft wurden die Befreiten vom lokalen CSI-Team empfangen. „Wir tanzten zusammen“, erinnert sich Nyirou, die von CSI einen Sack Hirse, einen Startsack mit Werkzeugen und eine lebende Milchziege erhielt, womit ihr der Start ins unabhängige Leben erleichtert wurde. Im Südsudan fand Nyirou auch zu ihrer Großfamilie, die sie freudig wieder in die Arme schloss.