Überlebenskampf im harten Winter

Von einer Krise nach der anderen heimgesucht, sehen sich die Menschen in Syrien einem der härtesten Winter seit Beginn des Konflikts ausgeliefert. Das Land, das noch vor wenigen Jahren der Brotkorb des Nahen Osten war, ist vom Krieg teils stark verwüstet und stürzte im Laufe des Jahres 2020 in eine beispiellose wirtschaftliche und humanitäre Notsituation – die Menschen sind ausgelaugt und schwach.

 

Georges (Name geändert), ein armenischer Christ aus Aleppo und seit 2013 lokaler Partner von CSI, warnte schon im Spätherbst 2020, dass sich die Menschen in Syrien vor dem Winter fürchten. Alle waren sich bewusst, sollte keine drastische Veränderung der humanitären Lage zum Besseren kommen, werde dieser Winter schrecklich werden.

Tatsächlich präsentiert sich dieser Winter als einer der dunkelsten in der jüngeren Geschichte Syriens.

 

Abstieg in die Hölle

Laut aktueller Statistiken der Vereinten Nationen wurden im Oktober 2019 durch die von der Türkei eingeleitete Militäroffensive „Quelle des Friedens“ innerhalb von etwa 20 Tagen fast 180.000 Menschen im Norden des Landes vertrieben – darunter viele aramäische Christen. Gleichzeitig brach im Libanon eine ökonomische und politische Krise aus, die Schockwellen im gesamten syrischen Wirtschaftsgefüge auslöste.

Diese anhaltend dramatische Ausgangssituation wurde durch die COVID-19-Pandemie und deren Folgen verschlimmert. Dazu kommen die verschärften US-Sanktionen im vergangenen Juni (Caesar-Act), die den Zugang Syriens zu den internationalen Märkten weiter einschränken, de facto auch die Einfuhr von allen Gütern des täglichen Bedarfs.

Die Kombination dieser Faktoren hat die syrische Währung zusammenbrechen und die Preise in die Höhe schnellen lassen:

Im Oktober 2020 war der Preis für einen Korb mit Grundnahrungsmitteln im Vergleich zum Vorjahr um 244 Prozent angestiegen. Er kostet heute für die meisten Familien mehr als einen Monatslohn.

Wie uns CSI-Partner vor Ort berichten, stehen viele Familien vor der schwierigen Wahl, sich zwischen Nahrung, Medikamenten, Strom und anderen lebensnotwendigen Gütern entscheiden zu müssen. Die Vereinten Nationen schätzten, dass schon im April 2020 fast 46 Prozent der Syrer keinen regelmäßigen Zugang zu ausreichender und ausgewogener Nahrung hatten. Dieser Wert ist heute noch weit höher!

 

Kein Heizöl!

„Im Winter kann es in Syrien sehr kalt sein, besonders im Landesinneren“, berichtet Georges. Die Kälte mit bis zu zehn Minusgraden geht durch die Knochen und breitet sich leicht in Gebäuden aus, die meist schlecht isoliert oder vom Krieg schwer getroffen sind. Fast alle der primitiven Heizungen werden mit Öl betrieben, einem Brennstoff, der lange Zeit dank der Ölfelder im Norden Syriens reichlich verfügbar war.

Die Verhängung neuer amerikanischer Wirtschaftssanktionen und die Besetzung von Ölanlagen durch amerikanische Truppen und ihre kurdischen Verbündeten haben dazu geführt, dass es kaum noch Öllieferungen gibt und die Preise für die breite Bevölkerung unbezahlbar sind.

Auch die Schulen sind von diesem Problem schwer betroffen. Da die Grundschulen nicht in der Lage sind, ausreichend Heizöl zu beschaffen, sitzen die Kinder in Winterjacke und Mütze im Klassenzimmer. Manche Eltern schicken ihre kleinen Kinder im Winter gar nicht mehr zur Schule.

 

CSI aktiv – auch auf politischer Ebene

Gemeinsam mit unseren lokalen christlichen Partnern intensivieren wir unsere Anstrengungen. Das ganze Jahr über und insbesondere in diesem Winter leistet CSI wirksame humanitäre Hilfe vor Ort.

Zudem setzt sich CSI für eine dauerhafte Verbesserung der Lebensumstände der Christen und aller Bewohner Syriens ein und fordert auf politischer Ebene eine Überprüfung der Wirtschaftssanktionen. Dies tun wir in Deutschland und auch international.

Schwester Marie-Rose, unsere langjährige CSI-Partnerin, erzählte uns am Telefon:

„Zu Beginn des Krieges gab es Angst, es gab Vertreibung. Jetzt gibt es Armut. Dies ist ein weiterer Krieg, den wir durchleben.“

Ein Krieg, der vielleicht weniger sichtbar ist und in den Medien weniger Aufmerksamkeit findet, der aber unsere volle Solidarität fordert.

CSI lässt die Christen in Syrien nicht im Stich!

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45 Winterhilfe für Familien in Syrien
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