Ein gemeinsamer Leserbrief von Christian Solidarity International und IGOC e.V. erschien am 3. März in der FAZ. Dr. Nabil Antaki aus Aleppo legt in einem YouTube-Kommentar weitere Einzelheiten zur zerstörerischen Wirkung der Sanktionen auf die Zivilbevölkerung vor.
FAZ-Leserbrief
Die Sanktionen treffen alle Syrer
Zur Berichterstattung der F.A.Z. zu Erdbebenhilfe und Folgen der Sanktionen:
Die zerstörerischen Auswirkungen der gegen Syrien verhängten US- und EU-Sanktionen auf das Leben der syrischen Bevölkerung sind für jeden offensichtlich, der das vom über 10-jährigen Krieg schwer gezeichnete Land besucht. Seit Jahren fordern Vertreter der syrischen Zivilgesellschaft, Ärzte, Kirchenoberhäupter sowie internationale Menschenrechts- und Hilfsorganisationen und der Hl. Stuhl verzweifelt ihre Aufhebung. Das Narrativ von angeblich feinjustierten Sanktionen, die nur die politische und wirtschaftliche Führungselite träfen, die Bevölkerung aber verschonten, ist längst widerlegt. In einem Bericht vom 10. November 2022 rückte die UN-Sonderberichterstatterin zu den negativen Auswirkungen einseitiger Zwangsmaßnahmen die Sanktionen gegen Syrien in die Nähe eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit.
Die Sanktionen haben zur Verelendung der breiten syrischen Zivilbevölkerung geführt. Viel beschworene „humanitäre Ausnahmen“ sind aufgrund übertriebener Strategien zur Risikovermeidung seitens der Finanzdienstleister (over-compliance) meist nicht umsetzbar, da internationale Banken fürchten, mit den Sanktionen in Konflikt zu geraten. Aufgrund der sanktionsbedingten Unterbrechung des internationalen Zahlungsverkehrs mit Syrien können in Europa oder USA lebende Syrer ihren durch das Erdbeben obdachlos gewordenen Verwandten in Aleppo, Hama oder Latakia kein Geld überweisen. Internationale Hilfswerke müssen enormen zusätzlichen Aufwand betreiben, um Spendengelder an ihre syrischen Projektpartner weiterzuleiten. Kein syrisches Krankenhaus kann medizinisches Gerät, Ersatzteile, Medikamente oder Generatoren im Ausland kaufen, wenn es nicht per Überweisung bezahlen kann. Obwohl seit Jahren dramatischer Treibstoff- und Strommangel herrscht, unterliegen dringend benötigte Ersatzteile für die maroden Raffinerien und Kraftwerke einem EU-Exportverbot. Ohne Treibstoff können Bagger, Krankenwagen, Heizaggregate und Stromgeneratoren aber nicht funktionieren. Wenn die EU nicht will, dass die Menschen im zerstörten Land hungern, in Ruinen leben, aufgrund fehlender medizinischer Versorgung sterben oder flüchten, muss sie ihre Sanktionen gegen Syrien jetzt aufheben.
Peter Fuchs, Pfr., Christian Solidarity International (CSI-Deutschland)
Paulus Kurt, Internationale Gesellschaft Orientalischer Christen e.V.
Bitte helfen Sie den Opfern des Erdbebens in Syrien!