Gegen das Christentum

Eine Kolumne von Giuseppe Gracia

Statt „frohe Ostern“ oder „fröhliche Weihnachten“ wünscht man sich heute vermehrt „schöne Feiertage“. Die Christenverfolgung, die jedes Jahr Millionen von Opfern kostet, findet im medial-politischen Mainstream von Westeuropa kaum Erwähnung.

Bei vielen Medien und politischen Gruppen ist es so, als wolle man das Christentum ganz aus dem öffentlichen Gedächtnis löschen. Nicht nur in Deutschland oder Österreich, auch in der Schweiz gibt es Gruppen, die keine öffentlichen Kreuze mehr sehen und in der Stadt keine Kirchenglocken mehr hören wollen. In der Schule soll der konfessionelle Religionsunterricht verschwinden, im Krankenhaus lieber „Spiritual Care“ statt Seelsorge betrieben werden. Im öffentlichen Raum darf es keine christlichen Symbole, Prozessionen oder Erkennungszeichen wie die Weihnachtskrippe mehr geben.

Keine Kreuze, keine Kirchenglocken, keine christlichen Lieder in der Schule. Das ist für viele kein Grund für einen Aufschrei, für den Widerstand gegen einen aus dem Ruder laufenden Materialismus. Das ist besorgniserregend. Es bedeutet, dass wir uns als jüdisch-christlich fundierte Kultur selber verleugnen und so tun, als könnten wir unsere Freiheiten, unsere Menschenwürde und unsere Grundrechte ganz gut auch ohne das Christentum beibehalten und gegenüber den Weltmächten geltend machen.

Wir vergessen, woher wir kommen und wem wir unsere Freiheit, unser Leben zu verdanken haben. Funktionäre und politische Gruppen, die versuchen, uns das Christentum systematisch auszutreiben, tun das nicht, um religiöse Minderheiten zu schützen, sondern es geht überhaupt gegen die Religion als Gestaltungskraft des Lebens. Man will nicht nur einen Staat ohne Gott bauen, sondern auch eine Bevölkerung ohne Gott. Das geht weit über die Trennung von Staat und Kirche hinaus.

Die religiöse Neutralität des Staates bedeutet, dass der Staat keine Religion vorschreibt. Sie bedeutet nicht, dass der Staat den Bürgern Religion austreibt. Das geschieht nur in totalitären Regimes wie China oder Nordkorea. In Europa gehört das Christentum nach wie vor zum Alltag vieler Menschen, also darf es auch in Form von Kreuzen sichtbar und mit Glockengeläut hörbar sein. Eine offene Gesellschaft sollte sich an einem Grundsatz orientieren, den der Philosoph Jürgen Habermas einmal so formulierte: „Religionsfreiheit und Toleranz sind der Schrittmacher des sozialen Friedens.“

 

Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neuer Roman «Schwarzer Winter» (Fontis Verlag, 2023) handelt von terroristischen Klimaaktivisten.

Redaktioneller Hinweis: Kolumnen geben grundsätzlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder und nicht notwendigerweise die von CSI.